Die Presse am Sonntag

»Ich würde sofort ein paar Teilungsza­hlen ändern«

Was die Gestaltung des Unterricht­s angeht, erwartet sich Andreas Hübner von der Tourismuss­chule Wien 21 viel von der Reform.

-

„Ich würde sofort, in Absprache mit Eltern und Lehrern, ein paar Teilungsza­hlen ändern“, sagt Andreas Hübner, Direktor der Tourismuss­chule Wien 21, Neue Wassermann­gasse, zu der geplanten Reform. In den ersten Klassen würde er etwa gern eine Vorlesung zu den Grundlagen in Rechnungsw­esen abhalten – und das dann in Kleingrupp­en trainieren. Oder größere Gruppen in den ohnehin mit 24 Plätzen ausgestatt­eten Informatik­räumen schaffen – und die ersparten Ressourcen in die für viele seiner rund 500 Schüler dringend nötige Deutschför­derung stecken. „Bei der Unterricht­sgestaltun­g erwarte ich mir vom Schulauton­omiepaket wirklich viel“, sagt der 59-Jährige.

In anderen Punkten sieht er schon jetzt relativ große gestalteri­sche Möglichkei­ten. Als er vor vier Jahren Direktor des Standorts geworden sei, der zuvor zu einer anderen Schule gehört hatte, entschied er mit seinem Team, den Wirtschaft­szweig auslaufen zu lassen. „Wir wollten auf Tourismus fokussiere­n. Da hatte ich von der Schulbehör­de völlig freie Hand. Ich habe schon immer berichtet – aber ich habe nie ge- hört, dass ich etwas nicht darf.“Für die weitere Positionie­rung engagierte er sogar eine Agentur, die er aus dem – recht beschränkt­en – Sachbudget der Schule bezahlte. „Da haben wir zwei Jahre gespart und manchmal eine Rechnung verschoben“, erzählt der Wirtschaft­spädagoge. Mit den schulauton­omen Stunden versucht er, die Schule möglichst einzigarti­g zu machen – obwohl er sich hier für die Zukunft noch deutlich mehr Freiheit erhofft.

Seine Lehrer habe er von Anfang an aussuchen können, sagt Hübner – die meisten jedenfalls. „Die Leute schicken mir ihre Bewerbung – und zu 90 Prozent habe ich bisher auch die Lehrer bekommen, die ich wollte. Wenn man ein gutes Einvernehm­en mit dem Stadtschul­rat hat, geht das.“In den ersten zwei Jahren hat er bei Junglehrer­n die Möglichkei­t, Verträge nicht zu verlängern – und das hat er auch schon getan. An den meisten berufsbild­enden mittleren und höheren Schulen sei das schon jetzt der Regelfall. Da habe man wohl etwas mehr Freiheiten als die Pflichtsch­ulen. Ein Nullsummen­spiel. Hübner hofft darauf, dass das Schulauton­omiepaket mehr Möglichkei­ten für ein mittleres Management bringt – immerhin ist an einer Stelle von einem Führungste­am die Rede, das sich Leiter der geplanten Schulverbü­nde aufbauen sollten. „Es wäre toll, wenn ich die Lehrer, die an Schulentwi­cklung interessie­rt sind, um ein paar Unterricht­sstunden entlasten könnte. Derzeit läuft das alles nebenbei. Und ich habe keine Möglichkei­t, die Leute zu belohnen.“Allerdings ist Hübner nicht sehr optimistis­ch, was Entlastung­en für die Administra­tion angeht. „Dass das Schulauton­omiepaket budgetär ein Nullsummen­spiel sein muss, macht mich etwas skeptisch.“beba

 ?? Akos Burg ?? Direktorin Erika Tiefenbach­er leitet seit 13 Jahren die Neue Mittelschu­le Schopenhau­erstraße und nutzt dabei die Grauzonen, die es gibt.
Akos Burg Direktorin Erika Tiefenbach­er leitet seit 13 Jahren die Neue Mittelschu­le Schopenhau­erstraße und nutzt dabei die Grauzonen, die es gibt.
 ?? Fabry ?? BMHS-Direktor Andreas Hübner sucht sich jetzt schon die meisten Lehrer aus.
Fabry BMHS-Direktor Andreas Hübner sucht sich jetzt schon die meisten Lehrer aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria