Die Nachfrage ist da, aber das Vertrauen fehlt
Der »World FinTech Report« zeigt: Die Hälfte aller Bankkunden weltweit nützt bereits das Angebot von FinTechs.
Die etablierten Banken müssen sich warm anziehen. Die Konkurrenz durch Nichtbanken – vor allem Anbieter der FinTech-Start-up-Szene – wächst. Bereits die Hälfte aller Bankkunden weltweit nutzt schon Angebote der meist jungen FinTech-Plattformen, heißt es im „World FinTech Report 2017“, der vom Technologieberater Capgemini in Zusammenarbeit mit LinkedIn und der Plattform Efma erstellt worden ist.
Das ist freilich nur die eine Seite der Medaille. Aus der Studie geht nämlich auch hervor, dass nur 23,6 Prozent (in Europa überhaupt nur 16,1 Prozent) der Kunden diesen Anbietern auch vertrauen, während es bei traditionellen Unternehmen 36,6 Prozent (in Europa 24,1 Prozent) sind. Bei vielen FinTechs mangelt es nämlich schlicht und ergreifend an Transparenz, während die traditionelle Geld- institute mit Vorzügen wie Service, Transparenz oder Betrugsschutz punkten können. Die Studie beruht auf Befragungen von 8000 Kunden.
Im Report ist FinTech definiert als neues technologiebasiertes Finanzunternehmen, das jünger als fünf Jahre ist. Immer bedeutsamer würden diese Anbieter bei jungen, technikaffinen und vermögenden Kunden. Vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern: So nehmen 75 Prozent aller Kunden in China und Indien die Dienstleistungen von FinTechUnternehmen in Anspruch, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong.
Die größten Zuwächse gab es übrigens in der Vermögensverwaltung. Hier beanspruchen 17,4 Prozent (Europa: 16,5 Prozent) aller Kunden ausschließlich Dienste von FinTechs, weitere 27,4 Prozent (Europa: 19,5 Prozent) zusätzlich zu ihren bisherigen Anbietern. Weil viele FinTechs Nischen abdecken, nutzen viele (46,2 Prozent) die Dienste von mehr als drei Anbietern.
Was Kunden an der neuen Branche schätzen, ist die proaktive Innovationsstrategie. Die Onlinewelt, der bessere Zugang zu Risikokapital und geringere Eintrittshürden hätten einen fruchtbaren Boden für wachsende FinTechs geschaffen, heißt es im Report.
Viele Banken haben bereits angekündigt, mit FinTechs kooperieren zu wollen – konkret sehen 60 Prozent der befragten Finanzinstitute FinTechs als mögliche Partner. Fast ebenso viele (59,2 Prozent) setzen auf sich selbst und bauen daher unternehmensinterne FinTech-Ressourcen auf. Ein kleinerer Teil (18,6 Prozent) kauft selbst FinTechs auf.