Wer braucht da noch US-Krimis?
»Die Presse am Sonntag« hat beeindruckende deutschsprachige Spannungsromane gelesen: vom Tech-Thriller über einen Polizeikrimi bis hin zu zwei gegensätzlichen Outsiderporträts.
Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Die Aufregung ist groß. Als bei der Obduktion des Toten dann aber auch noch ein Smiley am Herzen des Mannes gefunden wird, herrscht vor allem Fassungslosigkeit: Wie kann das sein?
Der österreichische Bestsellerautor Marc Elsberg liebt außergewöhnliche Szenarien wie dieses. In „Blackout“(von dem mittlerweile über eine Million Exemplare verkauft wurden) ließ er zwei Wochen lang in großen Teilen Europas den Strom ausfallen, in „Zero“kamen die mächtigen Datenkraken und deren unseren Alltag beeinflussende Algorithmen zum Einsatz. In „Helix“geht es nun um die Einsatzmöglichkeiten der modernen Gentechnik, die Fluch und Segen sein kann. Das betont der Autor immer wieder, weshalb er seine Bücher nicht als Katastrophen-, sondern vielmehr als Gesellschafts- oder Debattenthriller verstanden wissen will.
Das ist die ganz große Stärke des Autors: Er macht komplexe Dinge wie die Crispr-Technologie, mit deren Hilfe die DNA fast jedes Organismus, auch des Menschen, manipuliert werden kann, leicht verständlich. Dabei versucht er erst gar nicht, literarisch zu sein, wie er in Interviews zugibt, und hat auch kein Problem damit, möglichst viele Leser erreichen zu wollen. Fakten und Fiktion. Elsberg braucht Platz für seine Geschichten, denn er erzählt gern aus einer Multiperspektive mit vielen parallelen Erzählsträngen. Wenig verwunderlich umfasste sein perfekt funktionierendes Erfolgsbuch „Blackout“daher 800 Seiten. Der etwas weniger runde Nachfolger, „Zero“, kam dann allerdings mit „nur“480 Seiten aus, vermutlich auf Verlagswunsch. Fans können nun aber beruhigt sein: „Helix“bietet 648 kurzweilige Seiten lang Elsbergs gewohnten Fakten-undFiktion-Mix, der gekonnt in eine Thrillerhandlung eingewoben wurde.
Der Autor mag dabei manchmal über das Ziel hinausschießen. Denn es ist schon sehr viel, was er da hineinpackt: einen toten US-Außenminister auf deutschem Boden, genetisch veränderte Viren, plötzlich gegen alle Schädlinge immune Nutzpflanzen und Marc Elsberg „Helix“Blanvalet Verlag 648 Seiten 23,70 Euro
Marc Elsberg hat sich „Jurassic Park“-Erfinder Michael Crichton als Vorbild genommen. Mit großem Erfolg.