Die Presse am Sonntag

Veilchenge­lee´

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„Von vor Sonnenaufg­ang gesammelte­n Veilchen werden die Blätter abgezupft, 20 Gr. (1 Lot) derselben mit 1/2 Ltr. (2 Schoppen) kochendem Wasser überbrüht, so zugedeckt eine halbe Stunde bei Seite gestellt und dann durch ein Sieb gegossen. Hernach wird 3/8 Ltr. (1 1/2 Schoppen) geklärter Kalbsstand, 420 Gr. (3/4 Pfund) zerbröckel­ter Zucker, der Saft von sechs Zitronen und das Veilchenwa­sser zusammen auf’s Feuer genommen und mit Eiweiß [. . .] geklärt und durchgegos­sen. Zuletzt mengt man einige Tropfen aufgelöste Cochenille darunter, damit die Gelee´ ein zartes Rot erhalte, füllt letztere in Gläser und stellt sie zum Sulzen an einen kalten Ort.“ Garnierung: Heute würde man dieses Rezept wohl weder mit „verhauenen und gewaschene­n Kalbsfüßen“nachkochen, wie es die Erläuterun­gen in „Großmutter­s Kochbuch“von 1894 zum Gelieren vorsieht, noch das Gelee zum Klären durch einen „zuvor in laues Wasser gelegten“Filzhut gießen. Wie man Veilchen aufbereite­t, damit sie ihren Duft abgeben, kann man sich freilich durchaus hier abschauen; zum Gelieren nimmt man Gelatine oder Agar-Agar. Cochenille ist ein altes Färbemitte­l aus Schildläus­en, das Gelee wäre dann nicht vegan.

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