Junge Frau sucht Leben
Stephanie Danler erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die von der Provinz nach New York flüchtet – und die Liebe für die Kulinarik und einen Barmann entdeckt. Es ist eine Geschichte, die schon oft erzählt wurde: Eine junge Frau flieht von der amerikanischen Provinz – aufgewachsen ohne Mutter und mit einem Vater, der ihre Geburtstage nicht einmal vergisst, sondern ignoriert – nach New York. Um dort endlich zu leben zu beginnen. Sie landet als Hilfskellnerin in einem Restaurant. Nicht irgendeinem, wie schnell klar wird. Und entdeckt – auch dank der Lehrstunden einer älteren, geheimnisvollen Kollegin – die Welt des Essens, des Weins und auch der unausgesprochenen Regeln in einem Restaurant, das etwas auf sich hält.
Danler, die selbst aus der Provinz in die New Yorker Gastronomie geflüchtet ist, verschont die Leserin dabei nicht mit Lebensweisheiten, die für Teenager vielleicht wichtig sind, sonst aber ein bisschen abgedroschen wirken. Geht es doch um den ebenso geheimnisvollen Barman Jake, in den sich die junge Tess verliebt – und um die wilden Drogenpartys, die das Team nach der harten Arbeit feiert. Die Selbstaufgabe der Protagonistin rührt zu Mitleid, trotzdem ist die Geschichte der jungen Frau – die sich wirklich Mühe gibt, endlich jemand zu werden, den sie gut findet – leider streckenweise langweilig. Vielleicht ist es das richtige Buch für junge Mädchen, die gerade dabei sind, sich selbst zu finden.
Allerdings ist Tess dafür ein doch recht selbstloses, teilweise selbstzerstörerisches Vorbild. Immerhin, der Einblick in ihren harten Arbeitsalltag im Restaurant ist zumindest aus der Gastperspektive ganz interessant. ks Stephanie Danler: „Sweetbitter“, übersetzt von Sabine Kray, Aufbau Verlag, 416 Seiten, 22,60 Euro.