Der neue Jrimi-Nahversorger
Der sechste Bezirk hat vor Kurzem mit dem Krimisalon eine neue, kleine Buchhandlung bekommen. Inhaberin Elisabeth Schippel will ihren Laden als Grätzeltreffpunkt etablieren.
Neugierig sind sie ja, die Nachbarn. Stehen ganz interessiert draußen vor der hübschen, weißen Auslage, in der als Blickfang einige Krimis scheinbar in der Luft zu schweben scheinen (tatsächlich hängen sie an kaum sichtbaren Schnüren). Versuchen, durch die Scheibe in den Laden zu schauen.
Hinein trauen sich dann aber noch nicht ganz so viele, erzählt Elisabeth Schippel, die vor wenigen Monaten mit ihrem „Krimisalon“eine kleine Spezialbuchhandlung in Mariahilf eröffnet hat. Das wird sich, hofft sie, aber nun ändern, wenn sie in den warmen Monaten die hohe Eingangstür einfach offenstehen lassen kann.
Langsam läuft das Geschäft an, die Regale in dem Ein-Raum-Laden, die anfangs noch halb leer waren, sind mittlerweile gut gefüllt: Gleich links vom Eingang reiht sich jene Ware in den Bücherregalen aneinander, der das Geschäft auch seinen Namen verdankt: die Krimis. Ein Schwerpunkt liegt auf den österreichischen Krimiautoren – hier hat Schippel aus dem mittlerweile unübersichtlich gewordenen Angebot an Kriminalromanen eine Auswahl getroffen: Von den sehr bekannten heimischen Autoren (Bernhard Aichner, Thomas Raab, Eva Rossmann, Franzobel, Herbert Dutzler) bis zu den noch nicht ganz so bekannten Namen. Vom Thriller bis zum Regionalkrimi. Internationale Autoren. Daneben reihen sich aber auch die Romane internationaler Autoren, von Simon Beckett über Martin Suter und Arne Dahl bis Jussi Adler-Olsen, ein, aber auch Klassiker wie Werke von Agatha Christie. Wobei die Kunden eher nicht nach der Herkunft des Autors auswählen, so Schippel, sondern es ihnen um den Inhalt geht – oder sie konkret einen Krimi für die Mama suchen, die dieses oder jenes gern mag. Da berät Schippel gern, vieles, was in den Regalen steht, hat sie selbst gelesen („Ich mag Krimis, die gut recherchiert sind.“). Andere Romane haben ihr Freunde empfohlen. Sie hat aber auch Bücher in ihr Sortiment aufgenommen, „die mir Kunden empfohlen haben“. Denn auch darum geht es Schippel: Um den Austausch, das Reden über Literatur. Ein Krimisalon (den Firmennamen hat sie nicht ohne Grund gewählt) soll ihr kleiner Laden werden, „ein Treffpunkt für Krimibegeisterte, vielleicht auch eine Plattform für österreichische Krimiautoren“. Einige haben hier schon gelesen – Edith Kneifl etwa, demnächst stellen der Wiener Autor Günther Zäuner und der Schriftsteller Wolfgang Jezek ihre jüngsten Romane vor.
Regelmäßig soll es nun abends Lesungen geben, Autoren und Leser sollen ins Gespräch kommen. Damit man sich hier in gemütlicher Atmosphäre wohlfühlt, wird Schippel demnächst zum Kaffee auch selbst gebackene Mehlspeisen anbieten.
So wie Schippel überhaupt auch Speisen – konkret Delikatessen in Gläsern wie Spargelpesto von Grossauer oder Grillsaucen von Herrn Brenner (eine Anspielung auf Wolf Haas’ Protagonisten Brenner, den es hier natürlich auch in Buchform gibt) – führt. Zum einen, weil diese Waren den Beinamen des Krimisalons, „Spannung & Würze“, gut ergänzen, wie Schippel findet. Zum anderen, „weil man oft zu einem Geschenk noch eine weitere Kleinigkeit dazukaufen möchte.“Einen Krimi – und ein Pesto. „Das sind schöne Sachen, die fast jeder mag.“ Auch Kinderbücher. Daneben gibt es ein kleines Sortiment an Kinder- und Jugendbüchern („Ich versuche, für jede Altersgruppe ein paar Bücher zur Auswahl dazuhaben.“) sowie verschiedene Geschenkartikel: Edles, handgeschöpftes Papier aus Nepal in verschiedenen Farben und Designs etwa. Notizbücher in verschiedenen Ausführungen. Oder, weniger elegant, aber bei Kindern sicher ungleich beliebter: Ein „Glow your own“-Gel, das an ein Nagellack-Fläschchen erinnert und mit dem man Gegenstände bestreichen kann, die dann in der Folge im Dunkeln leuchten. Oder auch Stifte, mit denen man unsichtbar schreiben kann.
Schippel hofft, dass sich ihr Krimisalon als Grätzelbuchhandlung etablieren wird – als Nahversorger für Literatur sozusagen (bestellen kann Schippel jedes Buch, es muss kein Krimi sein). So wie es etwa Anna Jeller im vierten Bezirk ist. Oder der Buchkontor im Fünfzehnten.
Denn kleine Buchhandlungen gibt es in Mariahilf zwar schon (das Phil zum Beispiel). In jenem Eck, in dem der Krimisalon aufgesperrt hat – unweit von Wienzeile und U4-Station Pilgramgasse – aber noch nicht. Drüben auf der anderen Seite des Wienflusses in Margareten gibt es ein paar kleine Buchhändler (aber doch ein Stück weit weg). Einige Bewohner des Grätzels, erzählt Schippel, kämen schon jetzt gern her, weil sie froh seien, nicht zu einer großen Kette gehen zu müssen.
Wobei es für viele natürlich ungewohnt ist, einen kleinen Laden als vielleicht einziger Kunde zu betreten und dann unweigerlich ins Gespräch zu kommen. Oder, wie es Elisabeth Schippel formuliert: „Man muss darauf gefasst sein, ins Gespräch zu kommen. Ich glaube aber, dass das im Kommen ist, dass kleine Läden wieder modern werden“, sagt sie. „Zumindest hoffe ich, dass es so ist.“
Im Angebot hat Schippel auch einige Krimis, die ihr Kunden empfohlen haben.