Ein Lied wie eine dicke Decke
Hundred Waters: »Blanket Me«. Die Liebe als warme Decke, die einen vor der kalten Außenwelt schützt: „Cover me“, sang einst z. B. Bruce Springsteen. Nicole Miglis von Hundred Waters wählt – quasi manieristisch – eine Steigerung: „Blanket me“, das kommt vom Wort für Decke, hat aber auch eine negative Nebenbedeutung, heißt so etwas wie bemänteln, vertuschen, unter den Teppich kehren. Ebenso überdreht, dick aufgetragen, manieriert kommt dieser Song daher: Zu einem Chor, der offenbar von einer übersteuerten, knisternden Aufnahme kommt, gellt Miglis flehend wieder und wieder ihr Mantra, dazwischen erklärt sie zum Klavier: „You’re my blanket, you’re my skin, you’re my guardian, I’m your sail, a boat in your harbour, gone under, capsized and sinking.“Schließlich zischt, kracht, explodiert alles, bis nur noch das edle Klavier bleibt und ein übernatürlich lautes, gefährliches Hauchen. Keine Frage, diese Frau meint es ernst.