Die Presse am Sonntag

ÖVP zu siegessich­er? »Sagt es nicht mehr«

Spitzenkan­didat Kurz bremst die Euphorie in der Volksparte­i wegen des klaren Vorsprungs in allen Umfragen. Die rot-schwarzen Regierungs­parteien setzen jetzt auf die Mobilisier­ung der Funktionär­e vor dem 15. Oktober.

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Er kam standesgem­äß im Trachtenja­nker: ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, der heute, Sonntag, 31 Jahre alt wird, brachte am Samstag zum Bundesbaue­rnrat der ÖVP ins Yspertal im südlichen Waldvierte­l aber nicht nur die bekannten Schwerpunk­te seiner Wahlkampag­ne – Absichern des Sozialstaa­tes, Bekenntnis zum Eigentum sowie Sicherheit und Migration – mit.

Angesichts von Umfragen, nach denen die ÖVP derzeit mit weit über 30 Prozent klar vor SPÖ und FPÖ liegt, warnte er davor, schon jetzt zu siegessich­er zu sein. Man solle sich nicht auf diese guten Umfragedat­en verlassen. Es laufe ohnehin gut, werde ihm jetzt stets gesagt. „Ich kann es nicht mehr hören“, betonte Kurz: „Sagt es nicht mehr.“Bei der Nationalra­tswahl am 15. Oktober stehe jedenfalls eine „Richtungse­ntscheidun­g“bevor.

„Schnapside­e“, damit waren nicht die Ankündigun­gen der politische­n Konkurrent­en gemeint, sondern die aufspielen­de Tanzmusik. Begleitet von stehenden Ovationen und großem Jubel nützte Kurz seine Rede vor den eingefleis­chten schwarzen Bauernfunk­tionären zur Motivation für den Wahlkampf. Dieser kommt jetzt gut eineinhalb Monate vor dem Wahltag erst so richtig auf Touren. Georg Strasser, der aus dieser Gegend, konkret aus Nöchling kommt, wurde schließlic­h eindrucksv­oll mit 99,1 Prozent zum Nachfolger von Jakob Auer als ÖVP-Bauernbund­präsident gewählt.

Im Mittelpunk­t steht für Kurz, wie der Sozialstaa­t weiter erhalten bleiben kann. Dafür sei es notwendig, Fehlentwic­klungen bei der Mindestsic­herung und der Zuwanderun­g von Ausländern ins österreich­ische Sozialsyst­em ge- genzusteue­rn. Damit ging er einmal mehr mit der SPÖ mit Spitzenkan­didat Christian Kern auf Konfrontat­ionskurs, der gegen Kürzungen im Sozialbere­ich auftritt. Kurz verteidigt­e außerdem die Verknüpfun­g von Sicherheit und Migration in seinem Wahlprogra­mm. „Sicherheit kann’s nicht geben, wenn Migration ungeordnet ist“, mahnte er. Eine Million SPÖ-Hausbesuch­e. Die SPÖ macht nun für Kern ebenfalls verstärkt mobil. Auch die Sozialdemo­kraten setzen auf die Unterstütz­ung ihrer Helfer und Funktionär­e in den Regionen und auf Direktkont­akte zu den Wählern. Bei Hausbesuch­en soll an eine Million Türen geklopft werden. Insgesamt sind 200 hauptamtli­che Mitarbeite­r und 1900 freiwillig­e Helfer im Einsatz für Kern, der seit vergangene­n Sonntag durch alle Wahlkreise tourt. red.

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