Pompös werden die Spiele nicht
Südkorea will sparen und für die Olympischen Winterspiele keine allzu prächtige Bauten errichten lassen.
Journalisten bauen ihre Übertragungstechnik auf, die ersten der insgesamt rund 2900 erwarteten Athleten aus 95 Staaten sind ins Olympia-Dorf eingezogen, ebenso die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und besonders wichtig: Auch der Sportgerichtshof CAS hat seine Büros bezogen, zusammen mit der Dopingkontrolle.
Dass Pyeongchang sich langsam mit Menschen füllt, wird auch Zeit. Am kommenden Freitag wird die OlympiaFackel in den Ort getragen und Südkoreas erste Winterspiele können beginnen. Trotzdem wirkte der Austragungsort mit seinen gerade einmal 35.000 Einwohnern vor wenigen Tagen noch verwaist. Nur wenige neue Restaurants sind entstanden, auch keine noblen Hotels. Die spärlich gesäten Geschäfte sind allesamt geschlossen. Kaum vorstellbar, dass hier das wichtigste Wintersportevent stattfinden wird.
Es war eine bewusste Entscheidung der Organisatoren, im Vorfeld der Spiele in Südkorea keinen allzu großen Aufwand zu betreiben. Die Ausgaben sollen gering bleiben. Den IOC-Funktionären steckt noch Sotschi in den Knochen. Die Winterspiele von 2014 in dem russischen Badeort waren mit umgerechnet mehr als 40 Mrd. Euro bisher die teuersten Spiele der Sportgeschichte. Einen Großteil davon gab Russland zwar für Straßen, Schienen und einen nagelneuen Flughafen aus. Doch auch die rund 5,5 Mrd. Euro, die für die Errichtung der Stadien und Trainingsanlagen für die Winterspiele anfielen, übertrafen alles Bisherige. Die meisten Anlagen verkommen nun.
Ein solches Debakel will Pyeongchang von vornherein vermeiden. Ein Farbstrich über die bereits existierende Sprungschanze hier, die Verlängerung einer Skipiste da – von den insgesamt 13 benötigten Sportanlagen sind gerade einmal sieben neu erschaffen. Bei den anderen geben sich die Organisatoren mit den alten Anlagen zufrieden.
Die Spiele finden vor allem an zwei Standorten statt: Um das künstliche Bergdorf Alpensia im Landkreis Pyeongchang sammeln sich die Wettkampfstätten der alpinen und nordischen Außensportarten. Im benachbarten Küstenort Gangneung finden die Hallendisziplinen statt. Abgesehen von den neu geteerten Straßen wirkt der Ort Pyeongchang selbst auch nur wenig glamourös. Der Ort solle „authentisch“bleiben, sagen die Veranstalter.
Das Olympia-Stadion, das ausschließlich für die Eröffnungs- und Abschlussfeier verwendet wird, hat denn auch gerade einmal umgerechnet rund 70 Millionen Euro gekostet. In Sotschi kostete das Stadion 700 Mio. Euro – so viel, wie die südkoreanische Provinzregierung Gangwon insgesamt für alle sportlichen Belange ausgeben will. Keine Ruinen. Inklusive des Baus neuer Straßen, einer Hochgeschwindigkeitsstrecke und eines neuen Terminals an Südkoreas Hauptflughafen Incheon haben sich die Gesamtkosten auf rund zehn Milliarden Euro zwar dann doch mehr als verdoppelt. Als sich Südkorea um die Spiele bewarb, waren unter fünf Milliarden veranschlagt. Es soll aber keine Ruinen geben. Das Olympia-Stadion selbst soll nach den Spielen wieder abgerissen und in seine Einzelteile zerlegt werden. Dafür gebe es bereits Abnehmer, beteuern die Veranstalter. Sie haben sogar darauf verzichtet, ein Dach darüberzuspannen: Zu teuer.
Die Sparsamkeit hat allerdings seinen Preis. Im Stadion ist es eisig kalt. Bei einem Konzert im Dezember mussten sieben Zuschauer das Stadion wegen Unterkühlung verlassen. Andere hatten sich um die Heizungen im WC versammelt, um etwas Wärme abzubekommen. Jetzt im Februar ist es noch kälter. Für die nächsten Tage sind minus 15 Grad vorausgesagt. Nun wollen die Organisatoren das Stadion eilig mit zusätzlichen Heizstrahlern nachrüsten. Aber die Veranstalter wissen: Der Skisport in der Region wird auch nach den Spielen nicht massiv zunehmen.
Das Olympia-Stadion soll nach den Spielen wieder abgerissen werden.