Endlich ein Quarantänelied
Ela Minus: »Dominique«. Die Popmusik, wie wir sie kennen, hat bisher in Sachen Covid-19 weitgehend versagt, die traumatische Erfahrung von Lockdown und Quarantäne hat sie kaum behandelt, geschweige denn verdichtet, der 40 Jahre (!) alte Joy-Division-Song „Isolation“blieb bei Weitem unerreicht. Hier versucht sich eine junge Frau am Thema, und irgendwie wundert es einen nicht, dass sie in der ästhetischen Tradition der Achtzigerjahre steht. „I haven’t seen anyone in a couple of days“, singt sie, während das Bassthema unerbittlich abwärts strebt, „my brain is getting used to the haze“, es klingt weniger nach bitterer Einsamkeit als nach Ennui, den auch die zwitschernden Heimdisco-Synthie-Einwürfe nicht vertreiben können. Sie wolle nicht schlafen, bis die Sonne aufgeht, singt Ela Minus, doch es klingt, als ob sie Tag und Nacht gar nie mitbekommen könne in ihrer steten Halbwelt, und das macht den subtilen Grusel dieser Nummer wohl aus.