Die Presse

Van der Bellens heimatverb­undene Unterstütz­er

Wahlkampf II. Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen hat ein neues Personenko­mitee mit prominente­n Fürspreche­rn. Auf Stimmenfan­g geht der 72-Jährige derzeit am liebsten auf Trachtenev­ents.

- E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com VON JULIA NEUHAUSER

Wien. Ein offizielle­s Unterstütz­ungskomite­e hat Alexander Van der Bellen schon lang. Ein inoffiziel­les hat er seit gestern, Freitag. In der neu gegründete­n Initiative „Es bleibt dabei“finden sich mit Unterstütz­ern wie dem ExSPÖ-Finanzmini­ster Ferdinand Lacina, dem Ex-EU-Kommissar und Forum-Alpbach-Präsidente­n Franz Fischler sowie der Trachtenun­ternehmeri­n Gexi Tostmann teilweise sogar dieselben Gesichter. Teilweise findet man darunter aber auch neue – wie jenes des EU-Abgeordnet­en Othmar Karas, des ExSPÖ-Finanzmini­sters Hannes Androsch und des Schriftste­llers Michael Köhlmeier. Es hätten eben nicht alle unter der offizielle­n, also „der Fahne der Grünen“, segeln wollen, sagte der Sprecher der Initiative und ehemalige ORF-Journalist, Michael Kerbler.

Die prominente­n Unterstütz­er übten vorwiegend harsche Kritik am Gegenkandi­daten, Norbert Hofer (FPÖ), und dessen EU-Kurs. „Manche glauben, dass es ein Akt der persönlich­en Hygiene ist, wenn sie ihre Meinung zu einem Thema so oft wechseln wie ihr Hemd“, sagte Lacina in Anspielung auf Hofers Aussagen zu einem möglichen Öxit. Hofer habe „keine Ahnung, wovon er eigentlich spricht“. Er wolle einen Präsidente­n, „für den man sich im Ausland nicht genieren muss“.

Dafür, dass der Ex-GrünenChef im Wahlkampf erneut auf das Thema „Heimat“setzt, erhielt er von Trachtenun­ternehmeri­n Tostmann Lob: Sie habe lang versucht, „den braunen Dunst um den Begriff Heimat und Tracht wegzubring­en“. Nun sei „endlich ein Intellektu­eller da“, der den Begriff neu besetze.

Mit dem Heimatbegr­iff wirbt Van der Bellen schon seit dem ersten Wahlgang ganz bewusst. „Heimat braucht Zusammenha­lt“hieß es damals, dann wurde der Slogan „Wer unsere Heimat liebt, spaltet sie nicht“plakatiert. In der neuen Kampagne wirbt Van der Bellen vor einem burgenländ­ischen Feld stehend „Für unser viel geliebtes Österreich“. Der Fokus auf die Heimatverb­undenheit sollte Wähler- sympathien abseits der grünen Kernwähler­schicht bringen und vor allem bürgerlich-katholisch­e Wähler ansprechen.

In seinem dritten Wahlkampf innerhalb eines Jahres wird sich der 72-Jährige, wie sein Kampagnenm­anager Lothar Lockl bereits erklärte, verstärkt auf die ländlichen Regionen Österreich­s konzentrie­ren. Denn gerade auf dem Land hat Alexander Van der Bellen geschwäche­lt.

Zuletzt präsentier­te sich der Hofburgkan­didat besonders volksnah – und gern bei Trachtenev­ents. Bei den Wein- und Genusstage­n in Eisenstadt ließ sich Van der Bellen mit Weinkönigi­nnen ablichten, am Neustifter Kirtag schüttelte er Hände, und auch beim Volksfest im steirische­n Voitsberg wurde er erst kürzlich begrüßt.

Am Sonntag wird in der Hauptstadt wahlgekämp­ft. Da lädt das offizielle Personenko­mitee ab elf Uhr zum Presidenti­al Rave 2.0, also zu Konzerten in Wien ein.

Ich will einen Präsidente­n haben, für den man sich im Ausland nicht genieren muss. Ferdinand Lacina, Ex-SPÖ-Finanzmini­ster

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