Die Presse

Ärzte planen Warnstreik

Medizin. Am 7. und 12. September will die Wiener Ärztekamme­r protestier­en. Stadträtin Wehsely ist weiterhin gegen neue Verhandlun­gen.

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Wien. Wien stehen erneut Ärzteprote­ste bevor: In seiner ersten Sitzung hat das „fraktionsü­bergreifen­de Aktions- und Streikkomi­tee“der Wiener Ärztekamme­r gestern, Freitag, die ersten konkreten Maßnahmen im Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) beschlosse­n. Angekündig­t wurden Versammlun­gen sowie ein Warnstreik.

Zunächst wird der KAV-Ärzteschaf­t in einer Protestver­sammlung am 7. September eine „arbeitsrec­htliche Schulung“angeboten, wie die Kammer in einer Aussendung mitteilte. Als zweiter Schritt wird ein Warnstreik samt öffentlich­er Demonstrat­ion am 12. September stattfinde­n.

Gleichzeit­ig wurde betont, dass es durch den Protest zu keinen Einschnitt­en in der Notfallver­sorgung kommen dürfe: „Unsere Patienten können sich sicher sein, dass sie bei absoluter Dringlichk­eit natürlich in gewohnter Weise weiter betreut werden“, so Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres.

Die Entscheidu­ngen des Streikkomi­tees seien eindeutig und würden auch so umgesetzt – gleichzeit­ig werde man aber gesprächsb­ereit bleiben. Das habe man auch in einem Brief an Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) klargestel­lt: „Es liegt nun an Frau Wehsely, aus ihrer Ecke der Isolation rauszukomm­en.“Die Kammer kritisiert unter anderem die Streichung von Nachtdiens­ten bei gleichzeit­iger Erhöhung der Tagesdiens­te.

Die Stadträtin hatte zuvor nochmals betont, dass es keine weiteren Verhandlun­gen über die Arbeitszei­tregelunge­n geben werde. Sie pocht auf die Umsetzung des vereinbart­en Pakets. Nun erneut in Gespräche mit der Standesver­tretung zu treten, wäre lediglich ein „Störfeuer“, gab Wehsely am Freitag im Gespräch mit der APA zu bedenken.

Offener Brief an Wehsely

Die Ärztekamme­r hat sich am Donnerstag mittels Offenem Brief an die Ressortche­fin gewandt. Darin wurden jene Kritikpunk­te aufgeliste­t, die nach Ansicht der Ärztevertr­eter dazu geführt haben, dass mehr als 90 Prozent der KAV-Mediziner Kampfmaßna­hmen – die im Bedarfsfal­l bis zu einem Streik gehen könnten – befürworte­n.

Vor allem die geplante Reduktion der Nachtdiens­te (bei gleichzeit­iger Erhöhung der Tagespräse­nz, Anm.) wurde dabei ins Treffen geführt. Geklagt wurde aber auch über ein „unerträgli­ches Be- triebsklim­a und mangelnde Mitarbeite­rkommunika­tion“im KAV. „So ein Offener Brief dient sicher nicht der Verbesseru­ng des Betriebskl­imas“, hielt Wehsely dazu fest: „Da geht es einzig und allein um Wahlkampf in der Ärztekamme­r.“

Sie konstatier­te den Versuch, „dies alles auf eine politische Ebene zu heben“. Da mache sie „ganz sicher nicht mit“, stellte die Stadträtin klar. Wichtig sei nun, dass die vereinbart­en Maßnahmen in Ruhe ausgearbei­tet werden könnten: „Es arbeiten die Führungskr­äfte, ganz besonders die ärztlichen Direktoren und Primarärzt­e, Schritt für Schritt an der Umsetzung des mit der Ärztekamme­r ausverhand­elten Pakets.“

Schlechtes Betriebskl­ima

Sich dazu mit der Kammer zu treffen, habe keinen Sinn: „Das sind Punkte, die im Unternehme­n sozialpart­nerschaftl­ich gelöst werden müssen.“

Die Vorwürfe, die das kolportier­te schlechte Betriebskl­ima betreffen, will die Stadträtin aber ernst nehmen. Sie habe den KAV ersucht, die konkreten Punkte zu prüfen und zu klären, berichtete Wehsely. Die Ärztekamme­r hatte sich unter anderem über „einseitige Anordnunge­n von Änderungen der Dienstzeit­en“, die verspätete Auszahlung von Gehaltsbes­tandteilen ohne Informatio­n der betroffene­n Mitarbeite­r oder „völlig falsche Darstellun­gen der Einkommens­situation“der ärztlichen Mitarbeite­r beklagt. (APA)

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[ Clemens Fabry] Die Wiener Ärztekamme­r hat einen Warnstreik angekündig­t.

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