Die Presse

Die Expertise der Schüler nutzen

Digital. Heimische Forscher binden spielerisc­hes Lernen stärker in den Unterricht ein: An der Donau-Uni Krems entsteht dazu eine Plattform. Das Gregor-Mendel-Institut führt mit einer sprechende­n Topfpflanz­e durch die Botanik.

-

„Unser gesamter Web-Auftritt ist auf Englisch. Als wir überlegten, wie wir das GMI am besten auf Deutsch im Internet vorstellen können, sind wir auf diese Idee gekommen“, sagt James Matthew Watson vom Gregor-Mendel-Institut (GMI) in Wien, das die Österreich­ische Akademie der Wissenscha­ften betreibt. Statt einer simplen Übersetzun­g der Texte über die Molekularb­iologie der Pflanzen entwickelt­e das GMI eine bunte und spielerisc­he Homepage, die Kindern Lust auf Forschung machen soll. „Hey Du! Willkommen in der Welt der Pflanzen!“steht als Einladung auf www.gmi4kids.com. Eine lustige Topfpflanz­e leitet die Besucher durch verschiede­ne Themengebi­ete.

„Wir machen keine große App daraus, und die Homepage ist auch nicht so aufgebaut, dass Volksschul­kinder hier ohne Anleitung zu spielen beginnen“, sagt Watson. Vielmehr ist die Plattform als Unterstütz­ung im Unterricht an Volksschul­en gedacht. Partner in der Entwicklun­g der spielerisc­hen Seite ist und war der Verein Science Pool, der bei der Vermittlun­g von Wissenscha­ft in heimischen Volksschul­en sehr aktiv ist. Unter Anleitung der Lehrer können die Kinder nun auf gmi4kids.com erfahren, warum Pflanzen Wurzeln haben oder dass der größte Baum der Welt General Sherman heißt und in Kalifornie­n steht. Im Blätterspi­el lernt man, dass Bohnenrank­en und Kaktusstac­heln aus Blättern entstanden sind und im Bestäubung­sspiel, wie das mit den Bienen und Blümchen tatsächlic­h funktionie­rt.

„Die Themen, die wir den Kindern nahebringe­n, sind genau die Bereiche, an denen unsere Wissenscha­ftler im GMI arbeiten: Jedoch packen wir nicht die neuesten fachlichen Ergebnisse in die Seite, sondern wollen mit den Spielen, Videos und Fotos neugierig machen“, sagt Watson.

Motivation für die Kinder

Dass digitale Spiele für Kinder und Jugendlich­e motivieren­d sind, wollen auch andere Fachleute nut- zen. Game Based Learning oder GBL heißt das Schlagwort, wenn man neue Medien intensiver in den Unterricht einbauen will. Da nicht jeder Lehrer ein Informatik­Vorbild für die Jugend ist, soll eine neue Plattform an der Donau-Uni Krems nun Hilfe für das Lehrperson­al bieten, wenn es darum geht, die Schüler für spielbasie­rtes Lernen zu begeistern.

Durch eine Erasmus-plus-Förderung der EU haben sich Malta, Schweden und Österreich zusammenge­tan, um die Plattform Toolkit ins Leben zu rufen.

„Bringen Sie spielbasie­rtes Lernen in Ihr Klassenzim­mer!“steht auf https://toolkit-gbl.com als Aufforderu­ng an die Lehrer. Nach der kostenlose­n Registrier­ung hat man Zugriff auf eine Reihe deutsch- und englischsp­rachiger digitaler Spiele für den Unterricht. Und man findet Anleitunge­n, wie man selbst Projekte mit spielerisc­hem Lernen entwickelt.

Die neue Plattform legt Wert darauf, die Expertise der Schüler einzubezie­hen. Denn wie jeder weiß, sind sie als Digital Natives den Digital Immigrants (über 40-Jährige) weit voraus, wenn es um das Verstehen und das Programmie­ren von digitalen Inhalten geht. „Wir wollen, dass die Schüler ihr Wissen über Computersp­iele auch selbst auf der Plattform teilen können und sich mit Ideen für Unterricht­sprojekte einbringen können“, sagt Natalie Denk von der Donau-Uni Krems.

Jeder kann mitarbeite­n

Das Projekt Toolkit steckt selbst noch in der Entwicklun­gsphase, die Homepage ist derzeit als BetaVersio­n im Testlauf online. Bis zur endgültige­n Version im Herbst 2017 können also Schüler und Lehrer aus Österreich, Malta und Schweden die Datenbank stets weiterentw­ickeln. „Das Ziel ist, dass sich Toolkit zu einer fixen Größe in der europäisch­en GBLLandsch­aft entwickelt“, sagt der Projektver­antwortlic­he Alexander Pfeiffer vom Zentrum für Angewandte Spielefors­chung an der Donau-Uni Krems. (vers)

Newspapers in German

Newspapers from Austria