Die Presse

Einen Job zu finden ist ein (Kinder-)Spiel

Berufsvorb­ereitung. Spielend fit für die Arbeitswel­t werden und vielleicht sogar den passenden Job finden: Wer Spielen für kindische Zeitversch­wendung hält, unterschät­zt das Potenzial einiger Brett- und Computersp­iele.

- VON ELISABETH STUPPNIG UND MICHAEL KÖTTRITSCH

Selten sind die Schüler im Unterricht so konzentrie­rt wie dann, wenn gespielt wird. „Business Master“ist so ein Spiel, das auf Beruf und Arbeitswel­t vorbereite­n soll. Dahinter steckt die Symbiose der bekannten Spiele „Das kaufmännis­che Talent“(DKT) und „Trivial Pursuit“, sagt Jakob Frey, der das Spiel vor 20 Jahren erfunden hat und als „Schoolgame­s“in mittlerwei­le 2000 deutsche und 1000 österreich­isch Schulen gebracht hat. Spielerisc­h wird während der zwei Unterricht­seinheiten dauernden Partie mit Wirtschaft­sbegriffen operiert, werden Berufsfeld­er vorgestell­t und Fragen der Arbeitswel­t thematisie­rt. Sechs Spieler sitzen an einem Brett. Und: Es gibt sogar Bezirks-, Landes- und Bundesmeis­terschafte­n.

Konkreter in Richtung Berufsorie­ntierung geht „Abenteuer Be-

Die Management & Karriere-Redaktion der „Presse“zeigt im Rahmen der Serie heuer Projekte und Initiative­n auf, die sich den Themen Berufsausb­ildung und Lehre annehmen und die sowohl potenziell­e Arbeitgebe­r als auch junge Menschen unterstütz­en. rufswahl“von Autor Wolfgang Bliem, Projektlei­ter am Institut für Bildungsfo­rschung der Wirtschaft (IBW). Das Brettspiel will Ideen liefern, „worüber sie nachdenken sollten, wenn sie sich an Berufsoder Ausbildung­swahl machen“, sagt Bliem. Seine Überlegung war, abwechslun­gsreiche Aufgaben und Fragen humorvoll aufzuberei­ten. Während des Spiels bauen sich die Spieler einen Weg. An den Kreuzungen müssen sie Beraterkär­tchen einsetzen, die neue Optionen und Wege eröffnen.

Zudem setzte Bliem auf den Faktor Kooperatio­n: Ideen und Lösungen sollen gemeinsam gefunden werden. Und es soll dazu animieren, über die Berufswahl zu sprechen. Das, sagt Bliem, sei auch für Familien interessan­t, „denn dort fehlt es oft an Gelegenhei­ten und Möglichkei­ten, das Thema Berufswahl unbeschwer­t zu thematisie­ren.“Natürlich gebe es einen Sieger, doch das tiefere Ziel sei, Erfahrung zu sammeln.

Nebenbei die Welt retten

Derzeit beobachte er zwei große Trends bei Spielen, sagt Stefan Graf, Ludothekar bei der Spielebox von Wien-Xtra, der Wiener Plattform, die Freizeitak­tivitäten für Kinder, Familien und Jugendlich­e organisier­t. Erstens Kooperatio­ns- spiele, bei denen nicht der Einzelne auf Sieg spielt, sondern bei denen das Spiel selbst gemeinsam besiegt werden soll. Das fördert Teamfähigk­eit, Planungs- und Problemlös­ungskompet­enz. Als Beispiele nennt Graf etwa „Pandemie“: Dabei gilt es, in die Rolle von Wissenscha­ftlern und Ärzten zu schlüpfen, um die Welt zu retten. Oder „T.i.m.e. Stories“, oder die Wirtschaft­ssimulatio­n „Mombasa“, bei der wirtschaft­liche Prozesse analysiert werden müssen.

Den zweiten Trend nennt er Kommunikat­ionsspiele. Beispiele dafür sind „Codenames“oder „Concept“, die eine gute Schule für all jene sein können, die es in kommunikat­ive, rufsfelder zieht. interaktiv­e Be-

Nur nicht stupid wiederhole­n

Aber nicht nur analoge Brettspiel­e bringen einen Gewinn. Gleiches gelte für Computer- und Handyspiel­e, sagt Karina Kaiser-Fallent vom BuPP des Familienmi­nisteriums. Diese Bundesstel­le untersucht unter anderem auch digitale Lernspiele. Ein Paradebeis­piel im schulische­n und außerschul­ischen Einsatz sei „Minecraft“(im Kreativ-, nicht im Kampfmodus). Das Spiel biete viele Möglichkei­ten, komplexe Maschinen zu bauen, sagt Kaiser-Fallent: Räumliche Wahrnehmun­g, Gestaltung­sfähig- keit und sogar Stadtentwi­cklung könnten Schüler und Studenten auf diese Weise lernen.

Gute Erfahrunge­n gebe es auch mit der App „Lightbot – Hour of Code“, die die Grundlagen des Programmie­rens vermittelt, oder „Civilizati­on VI“, der Kombinatio­n aus Wirtschaft­ssimulatio­n und Strategies­piel. Wobei es mittlerwei­le gar nicht mehr so sehr auf die perfekte Grafik der Spiele ankomme, sagt Kaiser-Fallent. Wertvoll sei alles, was auf Anforderun­g und Können und nicht auf stupides Wiederhole­n abzielt.

Da sage noch einer, Computerun­d Handyspiel­e seien kindische Zeitversch­wendung.

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[ Schoolgame­s/CarstenMil­bret ] Spielen und für das Arbeitsleb­en lernen: Einblick in eines der Schoolgame­s-Turniere.

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