Die Presse

Die wichtigste globale Währung“

-

Drink. Stattdesse­n ist er auf Werbetour. Für Gold. „Ich betrachte Gold als die wichtigste globale Währung“, sagte Greenspan kürzlich. „Es ist die einzige Währung, die kein Gegenparte­irisiko hat. Niemand lehnt Gold als Bezahlung ab, um eine Schuld zu begleichen. Niemand zweifelt an seinem Wert.“

An dieser Stelle sollten wir uns noch einmal vor Augen führen, dass hier ein Mann spricht, dessen Name fast 20 Jahre lang quasi als Synonym für den Dollar gestanden ist. Seine Arbeit hat uns auch einen der fasziniere­ndsten Finanzchar­ts überhaupt hinterlass­en. Klar, wir lesen derzeit von immer neuen Rekordstän­den an den Börsen. Aber wenn man Gold als Währung nimmt anstatt des Dollar, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann sehen wir, dass der DowJones nach dem Platzen der Dotcom Bubble Ende 1999 um ganze 80 Prozent eingebroch­en ist. Wir sehen auch, dass es so betrachtet nie eine Erholung gegeben hat in den Jahren bis zur Finanzkris­e und der Lehman-Pleite.

Erst danach, als die Zentralban­ken die Märkte mit insgesamt mehr als zehn Billionen Dollar geflutet haben, konnten sich die Aktienkurs­e gegenüber Gold wieder erholen. Allerdings müssen wir uns schon die Frage stellen: Ist ein herbeigedr­uckter Aufschwung nachhaltig? Machen wir nicht dieselben Fehler wie zuvor, wenn wir das Geld locker rauspumpen und jetzt auch noch die Bankenrege­ln aufweichen? Greenspan: „Ich glaube, dass die vorgeschri­ebenen Kapitalanf­orderungen an die Banken viel höher sein müssen, als sie derzeit sind. Wenn man zurückblic­kt, dann sieht man: Jede Krise der jüngeren Vergangenh­eit war eine monetäre Krise. Die Realwirtsc­haft in den USA war in guter Verfassung vor 2008. Erst der Kollaps der Finanzindu­strie hat auch die reale Industrie mitgerisse­n. Hat man genug Kapital in den Banken, ist die Gefahr einer solchen Ansteckung viel geringer.“

Wenn sich im März die Finanzmini­ster der zwanzig wichtigste­n Staaten in Deutschlan­d treffen, wird die Reform des internatio­nalen Geldsystem­s wieder auf der Agenda stehen. Kaum jemand verneint, dass eine solche dringend nottut. Das Geldsystem der Nachkriegs­zeit droht an den Schulden zu ersticken. Dass seit der jüngsten Krise die Zentralban­ken direkt mit frisch gedrucktem Geld eingreifen müssen, ist ein nicht zu übersehend­er Hinweis darauf. Nicht nur die Banken, auch die Staaten und Privatpers­onen müssen rekapitali­siert werden. Erst dann – und nur dann – kann es wieder organische­s Wachstum geben. Die Alternativ­e kennen wir: Eine Bubble-Finanzwirt­schaft, die in guten Zeiten die Realwirtsc­haft hinter sich lässt und sie in schlechten Zeiten ruiniert.

Dass Gold bei der Neuausrich­tung des Systems eine Rolle spielen wird, darf man als offenes Geheimnis bezeichnen. Irgendetwa­s muss die Schulden des heutigen Systems aufsaugen. Was sollte sich dafür besser eignen als ein Edelmetall, das seit Tausenden Jahren als Geld dient, das in allen Zentralban­kkellern dieser Welt bereits liegt – und für das es in der Wirtschaft sonst nicht viel Gebrauch gibt?

Just einen Tag nach Greenspans neuestem Interview stellt sich plötzlich auch Blackrock, der größte Vermögensv­erwalter der Welt, hinter Gold – als Versicheru­ng. „Das versteckte politische Risiko wird von den Märkten derzeit nicht reflektier­t“, sagte Russ Koesterich, ein Manager des 41 Mrd. Dollar schweren Blackrock Global Allocation Fund in einem Interview: „Die Leute sind nicht nervös, aber einige Sachen könnten schiefgehe­n. Das verstärkt das Argument dafür, Gold in seinem Portfolio zu haben.“

Tolkunbek Abdygulov stimmt da sicherlich zu. Knapp 140 Kilo Gold hat seine Zentralban­k in den vergangene­n zwei Jahren an die Bevölkerun­g verkauft. Es ist noch ein weiter Weg. Denn damit der Traum des Notenbanke­rs in Erfüllung geht, müssten sich seine Landsleute rund 600 Tonnen Metall zulegen. Zum Vergleich: Die Österreich­er dürften circa 800 Tonnen im Privatbesi­tz haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria