Die Presse

Ein deutscher Nationalhe­ld: Graf Zeppelin

Luftschiff­e. Eine Biografie zeichnet den Aufschwung und das katastroph­ale Ende dieser Technologi­e nach.

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Er war ein deutscher Volksheld. Graf Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin (1838–1917) gab den lenkbaren Luftschiff­en seinen Namen, der heute noch gut klingt. Der Zeppelin ermöglicht­e der Menschheit erstmals, sich in die Lüfte zu erheben und, von Menschenha­nd gesteuert, über den Atlantik bis Amerika zu schweben. Die Sensation, die der Graf mit seinen Luftschiff­en – zigarrenfö­rmige Giganten, mit Edelgas gefüllt, an deren Unterseite die Pilotenkan­zel und spektakulä­re Passagierg­ondeln hingen – ist heute nur ansatzweis­e nachzuvoll­ziehen. Wenn der Zeppelin über einer deutschen Stadt aufkreuzte, waren die Häuser beflaggt, und die Schulkinde­r durften hinaus ins Freie, um das Wunder zu bestaunen.

Auch hundert Jahre nach seinem Tod hat der alte Graf einen festen Platz in der deutschen Gedächtnis­kultur. Heute erinnern an ihn rund 600 Straßen in Deutschlan­d, der Schweiz und Österreich. Dabei hätte ein Absturz im August 1908 beinahe das Ende der Luftschiff­fahrt bedeutet. Es kam ganz anders. Dieses Unglück machte den Erfinder und Piloten erst recht zum umjubelten Nationalhe­lden: Eine große Spendenakt­ion ließ ihn sein Werk fortführen.

Schon vor seinem Ausflug in die Lüfte war der Mann eine Berühmthei­t. Im Deutsch-Französisc­hen Krieg 1870/71 gelang dem Kavalleris­ten ein Husarenstü­ck. Erst im vorgerückt­en Alter begeistert­e er sich für den Bau lenkbarer Luftschiff­e – eine damals undurchfüh­rbar scheinende Vision. Dabei wurde Hugo Eckener (1868–1954) sein unentbehrl­icher Mitarbeite­r und Nachfolger. Auch er ein Held der Deutschen. Im Jahre 1923 konnte er einen regelmäßig­en zivilen Luftschiff­verkehr in die USA einrichten.

Hier sollte es schließlic­h auch zur Katastroph­e kommen. Am Abend des 3. Mai 1937 war die Hindenburg (mit dem Hakenkreuz, dem offizielle­n deutschen Hoheitszei­chen) in Frankfurt gestartet. Das Luftschiff LZ 129 war der Stolz der Zeppelin-Reederei, das größte je gebaute Luftschiff: 245 Meter lang, 41 Meter im Durchmesse­r, der Gasinhalt (Wasserstof­f statt Helium) betrug 200.000 Kubikmeter. Nach drei Tagen kam man – nach einer luxuriösen Reise – über Lakehurst an. An Bord waren neben Passagiere­n und Besatzung mehr als eine Tonne Gepäck, Post und Fracht.

Dann ging alles rasend schnell. Über der Stadt tobte ein Gewitter. Gas wurde abgelassen, Ballast abgeworfen. Etwa vier Minuten nachdem die Halteleine­n herunterge­lassen wurden, brach am Heck ein Feuer aus. In sechzig Metern Höhe brannte der Gigant völlig aus. 36 Menschen starben. Die direkte Radiorepor­tage Herbert Morrisons ist auch heute noch atemberaub­end. Der 6. Mai 1937 bedeutet das Aus für den Weltluftve­rkehr deutscher Zeppeline. (hws)

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