Die Presse

Warum gibt es keine Flüsse mit Salzwasser?

Es kommt auf die Dosis an: Unter einem Gramm Salz pro Liter gilt Wasser als Süßwasser. Aber alle Flüsse sind mit gelösten Stoffen angereiche­rt.

- VON VERONIKA SCHMIDT [Foto: privat]

Es gibt das Salz der Meere und salzige Thermalque­llen, warum gibt es keine Salzwasser­flüsse? Die Antwort ist: Weil es auf die Dosis ankommt, ob man ein Gewässer als süß oder salzig bezeichnet. Denn in allen Flüssen sind Salze gelöst.

Da das Wasser in Fließgewäs­ser aber nicht lange verweilt und es zu wenig Verdunstun­g kommt, ist der Salzgehalt in Flüssen gering. Unter einem Gramm an gelösten Salzen pro Liter (also 0,01 Prozent) spricht man von Süßwasser. Es handelt sich dabei um Natrium, Magnesium oder Kalzium, aber auch um Chlorid, Sulfat oder Hydrogenka­rbonat.

„In Österreich gibt es keine Salzwasser­flüsse. Aber grundsätzl­ich können salzige Flüsse schon vorkommen“, sagt Stefan Schmutz vom Insti- tut für Hydrobiolo­gie und Gewässerma­nagement der Boku Wien.

Denn das Wasser, das aus einer salzhaltig­en Quelle austritt, bildet natürlich einen Bach. „Der aber nach und nach verdünnt wird, wenn weniger salzhaltig­e Bäche und Flüsse dazu kommen.“Würde man in Thermenreg­ionen das Thermalwas­ser nicht für Bäder und Anwendunge­n verwenden, würde sich dort wohl ein Bach mit warmem und an Salzen angereiche­rtem Wasser bilden.

Demnach könnte man sich etwa in Oberlaa in Wien einen schwefelha­ltigen Bach vorstellen, der aus den Schwefelqu­ellen dieser Region gespeist wird. „Da aber das Thermalwas­ser vollständi­g genutzt wird, fließt es nach Gebrauch direkt in die Kanalisati­on“, so Schmutz.

In Island etwa, das sehr bekannt ist für salzige Thermalque­llen, gibt es sehr wohl Salzflüsse. „Der Salzgehalt solcher Quellen stammt meist aus Tiefenwass­er vulkanisch­en sprungs“, erklärt Schmutz.

Und jedes Süßwasser führt Salze, stets hängt es vom Untergrund ab: In kalkhaltig­en Gebieten gibt es salzhaltig­ere Flüsse als im Urgestein. Vom Regen selbst kommt reines Wasser ohne Salzgehalt dazu. Ur-

Verdunstun­g macht Meere salzig

Das Salz der Meere ist jedenfalls ein Resultat des Wasserkrei­slaufes: Die Zubringerf­lüsse bringen stets Wasser und Salz (zwar in geringer Dosis) ins Meer. Dort verdunstet reines Wasser in die Luft, die Salze bleiben unten. Dadurch kommen Ozeane im Schnitt auf 30 Gramm Salz pro Liter (drei Prozent). Die Ostsee hat mit etwa einem Prozent einen viel geringeren Salzgehalt, weil dort sehr viele Flüsse münden und wenig verdunstet.

Der Hydrobiolo­ge Schmutz forscht derzeit an einem großen Projekt, wie man Flüsse vor den negati- ven Auswirkung­en der Wasserkraf­t schützen kann.

Da Wasserspei­cherkraftw­erke stoßweise angeschalt­et werden – nämlich dann, wenn Strom aus erneuerbar­er Energie wie Wind oder Sonne knapp ist –, kommt es zu einem großen Wasserschw­all, der das Leben im Fluss beeinträch­tigt.

„Wenn die Turbinen eingeschal­tet werden, kommt plötzlich sehr viel Wasser – wie ein Hochwasser – die Flüsse hinunter“, so Schmutz. Vor allem kleine Organismen werden ausgespült. Und wenn das Wasser wieder sinkt, stranden Fische und andere Wassertier­e. „Mit Unterstütz­ung der Energiever­sorger und der Behörden erforschen wir, ob man mit Ausgleichs­becken unterhalb der Wasserspei­cher diesen Schwall dämpfen kann, damit diese Beeinträch­tigung nicht auftritt.“

„Salzige Flüsse können grundsätzl­ich schon vorkommen.“Stefan Schmutz, Boku Wien

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