Warum gibt es keine Flüsse mit Salzwasser?
Es kommt auf die Dosis an: Unter einem Gramm Salz pro Liter gilt Wasser als Süßwasser. Aber alle Flüsse sind mit gelösten Stoffen angereichert.
Es gibt das Salz der Meere und salzige Thermalquellen, warum gibt es keine Salzwasserflüsse? Die Antwort ist: Weil es auf die Dosis ankommt, ob man ein Gewässer als süß oder salzig bezeichnet. Denn in allen Flüssen sind Salze gelöst.
Da das Wasser in Fließgewässer aber nicht lange verweilt und es zu wenig Verdunstung kommt, ist der Salzgehalt in Flüssen gering. Unter einem Gramm an gelösten Salzen pro Liter (also 0,01 Prozent) spricht man von Süßwasser. Es handelt sich dabei um Natrium, Magnesium oder Kalzium, aber auch um Chlorid, Sulfat oder Hydrogenkarbonat.
„In Österreich gibt es keine Salzwasserflüsse. Aber grundsätzlich können salzige Flüsse schon vorkommen“, sagt Stefan Schmutz vom Insti- tut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku Wien.
Denn das Wasser, das aus einer salzhaltigen Quelle austritt, bildet natürlich einen Bach. „Der aber nach und nach verdünnt wird, wenn weniger salzhaltige Bäche und Flüsse dazu kommen.“Würde man in Thermenregionen das Thermalwasser nicht für Bäder und Anwendungen verwenden, würde sich dort wohl ein Bach mit warmem und an Salzen angereichertem Wasser bilden.
Demnach könnte man sich etwa in Oberlaa in Wien einen schwefelhaltigen Bach vorstellen, der aus den Schwefelquellen dieser Region gespeist wird. „Da aber das Thermalwasser vollständig genutzt wird, fließt es nach Gebrauch direkt in die Kanalisation“, so Schmutz.
In Island etwa, das sehr bekannt ist für salzige Thermalquellen, gibt es sehr wohl Salzflüsse. „Der Salzgehalt solcher Quellen stammt meist aus Tiefenwasser vulkanischen sprungs“, erklärt Schmutz.
Und jedes Süßwasser führt Salze, stets hängt es vom Untergrund ab: In kalkhaltigen Gebieten gibt es salzhaltigere Flüsse als im Urgestein. Vom Regen selbst kommt reines Wasser ohne Salzgehalt dazu. Ur-
Verdunstung macht Meere salzig
Das Salz der Meere ist jedenfalls ein Resultat des Wasserkreislaufes: Die Zubringerflüsse bringen stets Wasser und Salz (zwar in geringer Dosis) ins Meer. Dort verdunstet reines Wasser in die Luft, die Salze bleiben unten. Dadurch kommen Ozeane im Schnitt auf 30 Gramm Salz pro Liter (drei Prozent). Die Ostsee hat mit etwa einem Prozent einen viel geringeren Salzgehalt, weil dort sehr viele Flüsse münden und wenig verdunstet.
Der Hydrobiologe Schmutz forscht derzeit an einem großen Projekt, wie man Flüsse vor den negati- ven Auswirkungen der Wasserkraft schützen kann.
Da Wasserspeicherkraftwerke stoßweise angeschaltet werden – nämlich dann, wenn Strom aus erneuerbarer Energie wie Wind oder Sonne knapp ist –, kommt es zu einem großen Wasserschwall, der das Leben im Fluss beeinträchtigt.
„Wenn die Turbinen eingeschaltet werden, kommt plötzlich sehr viel Wasser – wie ein Hochwasser – die Flüsse hinunter“, so Schmutz. Vor allem kleine Organismen werden ausgespült. Und wenn das Wasser wieder sinkt, stranden Fische und andere Wassertiere. „Mit Unterstützung der Energieversorger und der Behörden erforschen wir, ob man mit Ausgleichsbecken unterhalb der Wasserspeicher diesen Schwall dämpfen kann, damit diese Beeinträchtigung nicht auftritt.“
„Salzige Flüsse können grundsätzlich schon vorkommen.“Stefan Schmutz, Boku Wien