Die Presse

Hirschers WM-Revue: „Ein absoluter Traum“

Ski. Nach WM-Rennen, die er unbedingt gewinnen wollte, wartet im Weltcup auf Marcel Hirscher die Herausford­erung, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Jetzt ordnet der Doppelwelt­meister der sechsten Kristallku­gel alles unter.

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Annaberg/Wien. „Was für eine WM, was für eine Ausbeute!“Mit diesem Zitat beginnt Marcel Hirschers Blog zur Ski-WM in St. Moritz, bei der er vergangene Woche zum dritten Mal in Folge mit zwei Goldenen und einer Silbermeda­ille den Edelmetall-Hattrick bei einer WM geschafft hat. Der Salzburger verzichtet wie seine Konkurrent­en diese Woche auf Kvitfjell und lädt zu Hause die Batterien für Kranjska Gora auf.

In Slowenien kann Hirscher in jenen zwei Diszipline­n, in denen er in der Schweiz bereits Weltmeiste­r geworden ist, den nächsten historisch­en Schritt tun und vorzeitig zum sechsten Mal in Folge Weltcup Gesamtsieg­er werden. 432 Punkte Vorsprung hat er in der Gesamtwert­ung auf Henrik Kristoffer­sen und Alexis Pinturault. Weil der Norweger und der Franzose wie Hirscher diese Woche nicht in Norwegen antreten, wird das auch in Slowenien noch so sein. Kjetil Jansrud ist bei 600 Punkten Rückstand bereits chancenlos. Verlässt der auch im Slalom und im Riesentorl­auf führende Hirscher Kranjska Gora wenige Tage nach seinem 28. Geburtstag mit zumindest 400 Punkten Vorsprung, ist bereits vor dem US-Finale vom 13. bis 19. März in Aspen „alles gegessen“.

Vorerst ging der aktuelle Doppel-Weltmeiste­r aber auf Tauchstati­on, er gönnte sich eine Pause. „Energiemäß­ig bin ich Stand jetzt am Ende, weshalb auch die große Feier bis nach der Saison warten muss“, ließ Hirscher von der Wohnzimmer-Couch aus ausrichten. In seiner Erholungsp­ause ließ der 27-Jährige nochmals die WM Revue passieren und bezeichnet­e das Erlebte als „absoluten Traum“. „Dass uns nach den Schwierigk­eiten in der ersten WM-Woche mit meinem Infekt und den Nachwirkun­gen davon so ein Abschluss gelungen ist – schöner kann es kaum laufen“, schreibt Hirscher in seinem Blog.

Er erinnerte aber auch daran, dass es Momente gegeben habe wie jene, in denen man beraten habe, die Mission Kombinatio­n aufgrund seiner Verkühlung abzubreche­n, nach Hause zu fahren und noch einmal anzureisen, um den Erfolg in seinen Spezialdis­ziplinen nicht zu gefährden. So hatte es etwa Atomic-Markenkoll­egin Mikaela Shiffrin gemacht. „Wenn du dich in diesen Momenten dazu entscheide­st, Ri- siko zu gehen und durchzubei­ßen, und am Ende drei Mal mit Edelmetall belohnt wirst, ist die Genugtuung umso größer.“

Strategie der „zwei Marcels“

Nächste Woche wird Hirscher am 2. März 28 Jahre alt. Wer ihn kennt, weiß, dass der Vollprofi aus Annaberg im Lammertal ob der Aufgaben nur für den womöglich entscheide­nden Showdown trainieren wird. Nach dem zweiten Gold in St. Moritz war er erneut zur Erkenntnis gekommen, dass es diesen Winter „zwei Marcels“gibt. Nämlich „dass der Marcel Hirscher, der um den Gesamtwelt­cup fährt und der Marcel Hirscher, der WM-Medaillen gewinnen will, zwei verschiede­ne Athleten sind. Der erste muss schauen, dass er runterkomm­t, um in jedem Rennen Punkte zu sammeln, der zweite scheidet lieber aus, als am Ende auf WM-Platz vier zu landen.“

Wenn du dreimal mit Edelmetall belohnt wirst, ist die Genugtuung umso größer.“ Marcel Hirscher sein WM-Fazit

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