Die Presse

Ziemlich schlechte Freunde

Oberösterr­eich. Thomas Stelzer und Michael Strugl: zwei Alphatiere.

- VON JULIA NEUHAUSER

Linz. Eigentlich wollten sie als selbst ernanntes Turbo-Duo den Doppelpass spielen. Wirtschaft­slandesrat Michael Strugl sollte den Ball auflegen und Oberösterr­eichs Bald-Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (beide ÖVP) die Tore schießen. So haben es die beiden nach ihrem im Sommer beigelegte­n Streit vereinbart. Der erste Schuss ging nun aber daneben.

Stelzer muss schon jetzt, wenige Tage bevor er am 1. April die Landespart­ei und am 6. April den Landeshaup­tmannsesse­l von Josef Pühringer übernimmt, einen Rempler von Strugl einstecken. Nachdem sich Stelzer am Dienstag in den „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“gegen vorzeitige Neuwahlen im Bund ausgesproc­hen hat, nützte Strugl die Mittwochsa­usgabe, um ihm öffentlich zu widersprec­hen. Mannschaft­sgeist sieht anders aus.

Der kam den beiden Politikern aber nicht erst jetzt abhanden. Die Rivalität zwischen Stelzer und Strugl (der selbst einst als Kronprinz gehandelt wurde) besteht seit Jahren und erreichte im Sommer im Streit um Pühringers Erbe ihren Höhepunkt. Strugl forderte die Finanzagen­den. Stelzer wollte sie nicht abgeben. Letztendli­ch gab es einen Kompromiss. Die Finanzagen­den bleiben zwar bei Stelzer. Strugls Wirtschaft­sressort wird aber zum Standortre­ssort aufgewerte­t. Außerdem darf er bei Finanzplan­ung und Budget ein Wörtchen mitreden. Hinter dem Disput steckt mehr als der Ehrgeiz der beiden Alphatiere. Es geht auch um Interessen­politik. Stelzer ist ÖAABler. Strugl kann sich als Wirtschaft­sbündler auf die Unterstütz­ung des im Industriel­and Oberösterr­eich mächtigen Wirtschaft­sflügels verlassen. Auch auf Christoph Leitl. Und so könnte man sagen: Der Machtkampf zwischen Pühringer und Leitl wird hier in die nächsten Generation weitergetr­agen.

Die Betroffene­n sehen das anders. Interessen­konflikte habe es zwar gegeben. Die habe man aber gerade wegen der guten persönlich­en Freundscha­ft überstande­n. Nun gehe man als Duo in die Nach-PühringerÄ­ra, sagt Stelzer zur „Presse“. Vielleicht wird es also doch noch einen Doppelpass geben.

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[ APA ] Wirtschaft­slandesrat Strugl und Bald-Landeschef Stelzer (v. l.).
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