Ein Magna–Mann kämpft um die Stimmen des Team Stronach
SPÖ. Ein Doskozil für St. Pölten: Der frühere Polizeigeneral Franz Schnabl (58) wird Spitzenkandidat und neuer Landesparteichef in Niederösterreich.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der damalige Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache bekannt, als er im Februar 2000 bei einer Demonstration gegen die neue schwarz-blaue Regierung vor eine ORF-Kamera lief. Er habe lediglich seine Tochter abgeholt, rechtfertigte sich Franz Schnabl. Aus seiner Abneigung gegen die Wende-Regierung Wolfgang Schüssels machte der bekennende Sozialdemokrat aber auch kein Hehl.
Der damalige ÖVP-Innenminister Ernst Strasser verlängerte den Vertrag des Polizeigenerals dann auch nicht weiter. Schnabl legte zwar noch Berufung ein, wechselte dann aber zu Frank Stronachs Magna als Sicherheits- chef. Später sollte er dort dann einem Vertreter der verhassten schwarz-blauen Regierung, Peter Westenthaler, wiederbegegnen. Karl-Heinz Grasser war schon zuvor von Magna in die Bundesregierung gewechselt.
Zuletzt war Schnabl bei Magna Vice President für Human Ressources. Nun steigt er dort aus und wird Spitzenkandidat der SPÖ für die kommende Landtagswahl in Niederösterreich. Und nicht nur das: Der Präsident des Arbeitersamariterbundes wird auch das Amt des niederösterreichischen SPÖ-Landesparteichefs von Matthias Stadler übernehmen wie die „Nieder- österreichischen Nachrichten“berichten. All das war eine Idee von SPÖ-Bundesparteichef Christian Kern. Schnabl wird also als eine Art niederösterreichischer Hans Peter Doskozil gegen die frühere ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner positioniert.
Und Schnabls politische Karriere hat auch einen Burgenland-Konnex: Der gebürtige Neunkirchner war dort Chef der Jungen Generation. Ehe er sich für die Polizei entschied. Dort arbeitete sich Schnabl – hineingeboren in eine sozialdemokratische Familie, der Vater Hilfsarbeiter – dann vom einfachen Wachmann bis zum Gene- ral, dem damals jüngsten, hoch. Auf den letzten Stufen der Karriereleiter wird wohl auch das SPÖParteibuch nicht geschadet haben.
Ernst Strasser, der sein Ministerium dann von rot auf schwarz umfärbte, behagte der aufmüpfige Sozialdemokrat gar nicht. Er ersetzte ihn 2002 durch einen der ÖVP Nahestehenden. Schnabl könnte sich nun also am schwarzen System Niederösterreich rächen. Wie Strasser war auch Johanna Mikl-Leitner dort einst Landesparteisekretärin gewesen. Das Thema Sicherheit bleibt der früheren Innenministerin und nunmehrigen Landeshauptfrau mit dem Auftreten Schnabls also nicht mehr alleine überlassen.
Auf die Frage in einem „profil“-Interview, ob ihn die Politik noch reize, antwortete Franz Schnabl im Jahr 2003: „Für den Job des Oppositions-Abgeordneten muss man gestrickt sein. Ich selber bin eher der Typ, der etwas umsetzen will.“In Niederösterreich, mit seinem Proporzsystem, stehen die Chancen auch ganz gut, dass er nicht auf der Oppositionsbank Platz nehmen muss. Zum wirklich Regierenden, also zum Landeshauptmann, wird es aber kaum reichen, sofern nicht ein größerer Skandal über die Landes-ÖVP hereinbricht.
Dafür ist die Ausgangsposition einfach zu schlecht. Die SPÖ hat 2013 bei der Landtagswahl 21,5 Prozent erreicht, die ÖVP 50,7. Damals war allerdings noch das Team Stronach angetreten und hatte fast zehn Prozent errungen. Vielleicht kann der bisherige Magna-Mann ja von dort was holen.