Die Presse

Wieso sind die Schiffe der Europäer so schlecht?

Massenmigr­ation. Die EU gibt zu, das Geschäft der Schlepper zu betreiben, und will die „Mittelmeer­route“südlich der Sahara schließen.

- DEJ`´AVU VON HANS WINKLER

Mittelmeer war bis vor Kurzem ein Begriff, den man aus dem Geografieu­nterricht kannte. Man fährt ans Mittelmeer an einen Strand in Italien, auf Mallorca oder in der Türkei. Erst, seit die Massenmigr­ation aus Afrika nach Europa im Gang ist, reden alle vom Mittelmeer und von der Mittelmeer­route, als ob es sich um einen Tipp des ÖAMTC-Routenplan­ers handeln würde.

Als Außenminis­ter Sebastian Kurz jüngst drastisch vom „NGOWahnsin­n“im Mittelmeer sprach, löste er damit einen reichlich heuchleris­chen Sturm der Entrüstung aus. Worum geht es? Für die „Rettung im Mittelmeer“haben neun NGOs 14 Schiffe eingesetzt.

Über acht Schiffe und sieben Hubschraub­er verfügt die NavFor Med Operation von sechs EU-Staaten, genannt Sophia. Dazu kommt noch die Armada der Aktion Triton der EU-Grenzschut­zagentur Frontex mit 22 Schiffen, zwei Hubschraub­ern und einem Flugzeug. Dieser kriegsmäßi­ge Aufmarsch europäisch­er Seemacht habe „unbeabsich­tigte Folgen“gehabt, heißt es in einem Bericht des European Political Strategy Centre (EPSC), der vom Präsidente­n der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, also wohl die Meinung der Kommission wiedergibt.

Eine davon ist: „Die Vielzahl der Akteure hat die Arbeit der Polizei und Küstenwach­e, die EUGrenze zu sichern, schwierige­r ge- macht.“Das ist die etwas schamhafte Umschreibu­ng dafür, dass zumindest manche NGOs den EUEinheite­n in die Quere kommen.

Eine andere Folge ist, dass sich das SAR-Gebiet (search and rescue) nahe an die Küste Libyens verlagert hat, denn die NGOs ope- rieren auch innerhalb der libyschen Hoheitsgew­ässer, was den EU-geführten Schiffen nicht erlaubt ist. Die meisten NGOs holen die Migranten direkt vor Libyen ab und übergeben sie dann EU-Schiffen, die sie ihrerseits nach Italien führen, womit sie ein „Ticket nach Europa“gelöst haben. Dass die NGOs mit den Schleppern direkt kooperiere­n, wird behauptet, ließ sich aber bisher nicht beweisen.

„Diese Änderung in unserem modus operandi hat neue Praktiken der Schlepper ermöglicht: Illegale Überfahrt wird billiger, häufiger und gefährlich­er“, schreibt der Bericht ziemlich schonungsl­os. Die Mehrheit der „irreguläre­n Immigrante­n“, so der fachliche Terminus, lege den größten Teil des Weges nach Italien auf Schiffen von europäisch­er Marine, Küstenwach­e oder NGOs zurück, die damit „das Geschäft der Schlepper betreiben“.

Und dieses Geschäft geht so – ebenfalls laut dem EPSC-Bericht: „Die Schlepper setzen die

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