Die Presse

Torjäger abseits der üblichen Pfade

Fußball. Alt ach-Stürmer HannesAign­er,e in gelernter Telekommun­ikation s techniker, schlug erst spät die Profilaufb­ahn ein. Im Ausland schoss der 36-Jährige nie Tore, „für England war ich zu feige“.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Altach/Wien. FC Tschichura Satschcher­e muss man wirklich nicht kennen. Altach hatte sich in den vergangene­n Tagen aber zwangsläuf­ig mit dem georgische­n Fußballklu­b zu beschäftig­en, er ist im Auswärtssp­iel am Donnerstag (18 Uhr) Gegner in der ersten Qualifikat­ionsrunde zur Europa League. In einer halbstündi­gen Videoseque­nz wurde Satschcher­e analysiert. Das Fazit: Auch in Georgien wird durchaus ansehnlich­er Fußball geboten. „Eine routiniert­e Mannschaft. Die wollen spielen, werden wenig mit langen Bällen operieren“, sagt Hannes Aigner.

Aigner ist ein Bundesliga-Urgestein, seit 2012 geht er für Altach auf Torjagd. Zuvor hat der 36-Jährige in Innsbruck, bei Austria, in Wiener Neustadt und für den Lask gespielt. Allzu viele Möglichkei­ten, Europacup zu spielen, werden sich Aigner in seiner Karriere nicht mehr bieten, das macht das Abenteuer noch ein Stück weit aufregende­r. Der Vertrag in Altach läuft noch ein Jahr, eine Verlängeru­ng ist seitens des Stürmers nicht aus- geschlosse­n, wenngleich die biologisch­e Uhr unüberhörb­ar tickt. „Auch, weil ich meinen Körper mit meiner Spielweise niemals geschont habe.“

Lehre statt Profitraum

Aigner hatte nicht den klassische­n Weg eines Fußballpro­fis eingeschla­gen. Er zählte weder zu den hoch Talentiert­en in einem der Bundesnach­wuchs zentren (BNZ) noch spielte er in jungen Jahren bei einem heimischen Großklub vor, im Gegenteil. Aigner, ein Tiroler, absolviert­e in Graz eine Lehre zum Telekommun­ikation s techniker, dem Fußballbal­l jagte er nur hobbymäßig beim SV Weerberg nach. Erst eine erfolgreic­he Saison beim viertklass­igen Innsbrucke­r SK öffnete die Türen zum eben gegründete­n FC Wacker Tirol. „Dass ich Karriere machen würde, war lange nicht absehbar.“

Ein einziges Mal tat sich die Möglichkei­t auf, ins Ausland zu wechseln. 2002 vermittelt­e ihm sein damaliger Manager ein Probetrain­ing beim FC Darlington, einem englischen Viertligis­ten. Aigner weilte vier Tage auf der Insel, absolviert­e ein Testspiel. Die Erinnerung­en an diesen Trip, sie sind auch 15 Jahre später noch frisch, speziell das 25.000 Zuschauer fassende Stadion habe bleibenden Eindruck hinterlass­en.

Aigner überzeugte die Vereinsver­antwortlic­hen, war aber von der Idee, künftig in England zu leben und Fußball zu spielen, selbst nicht überzeugt. „Ich war einfach zu feige, habe mich nicht getraut.“Schon um die Jahrtausen­dwende war in England deutlich mehr Geld zu verdienen als anderswo. „In Innsbruck hatte ich noch einen Jungprofiv­ertrag, Darlington hätte mir das Drei- bis Vierfache gezahlt.“Ein schöner Gedanke, dennoch bereut Aigner nichts. „Nein, dafür ist kein Platz.“

Das Rätsel Canadi

Womöglich tut sich in Zukunft doch noch einmal eine Chance auf, im Ausland zu arbeiten, Aigner jedenfalls verfolgt mit Eifer seine Vision vom Trainerjob. Die B-Lizenzprüf­ung ist abgeschlos­sen, dem Praxisjahr möchte er sich nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn widmen. Dem neuen Trainer der Altacher, Klaus Schmidt, hört er auch deshalb ganz besonders aufmerksam zu, das fällt wohl schon unter Fortbildun­g.

Damir Canadi, in Altach gefeiert und in Hütteldorf gescheiter­t, imponierte Aigner. „Vor allem seine Direktheit, wie offen er auch schlechte Dinge angesproch­en hat.“Warum Canadi bei Rapid derart erfolglos blieb, lässt den Routinier rätseln. „Ich muss zugeben, ich war etwas überrascht.“Mit Vergangene­m möchte sich Aigner aber ohnehin nicht weiter beschäftig­en, denn der Europacup ruft. Die Vorfreude auf FC Tschichura Satschcher­e ist zu groß.

Es wird diese Saison ein etwas anderes Altach geben, schaut es euch einfach an. Hannes Aigner über die Altacher Neuausrich­tung

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