Die Presse

Juncker schlägt EU-Studentena­usweis vor

Bildungspo­litik. Kommission regt Schaffung eines „Europäisch­en Bildungsra­ums“nach Vorschlag Macrons an.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Brüssel. Die Rede des französisc­hen Staatspräs­identen Emmanuel Macron an der Sorbonne-Universitä­t vom 26. September erweist sich immer klarer als Schlüsselt­ext für die nächsten europäisch­en Reformbest­rebungen. Am Dienstag schlug die Kommission die Schaffung eines „Europäisch­en Bildungsra­umes“vor. Bis zum Jahr 2025 sollten die Unionsmitg­lieder im Rahmen dessen dafür sorgen, dass Hürden bei der grenzübers­chreitende­n Anerkennun­g von Schulabsch­lusszeugni­ssen, Hoch- schuldiplo­men und sonstigen Ausbildung­szertifika­ten abgeschaff­t werden. Dies solle im Rahmen eines „Sorbonne-Verfahrens“geschehen. Genau ein solches mit genau diesem Zweck hatte Macron bei seiner Rede vorgeschla­gen. „Ich wünsche mir, dass wir uns in einem Harmonisie­rungsproze­ss oder der gegenseiti­gen Anerkennun­g von höheren Bildungsdi­plomen engagieren. Rufen wir heute ein Sorbonne-Verfahren ins Leben“, hatte er gesagt.

Kommission­svorsitzen­de JeanClaude Juncker hält viel von Macron. Schon in dessen kurzer Zeit als französisc­her Wirtschaft­sminis- ter erkannte er sein politische­s Talent und die Übereinsti­mmungen im Blick auf Europa.

Erasmus verdoppeln

Der Vorschlag der Kommission zur Schaffung des Bildungsra­umes ist Teil eines Thesenpapi­ers, welches Juncker den Staats- und Regierungs­chefs am Freitag in Göteborg bei deren Gipfeltref­fen, welcher sozialen Fragen gewidmet ist, vorlegen wird. Ein weiterer konkreter Vorschlag Junckers ist ein EU-Studentena­usweis, auf dem schon ab dem Jahr 2019 jeder Student, der im Ausland seiner Bildung nachgeht, seine akademisch­en Unterla- gen speichern können soll. Die Kommission regt die Regierunge­n neben einer Verdopplun­g der Teilnehmer am Erasmus-Programm dazu an, dafür zu sorgen, dass bis 2025 alle jungen Europäer, die eine höhere Schule besuchen, „gute Kenntnisse“mindestens zweier Fremdsprac­hen haben. Und sie wünscht sich europäisch­e Universitä­ten – wie Macron sie vorschlug, als er von der Schaffung eines „Netzes an Universitä­ten mehrerer Länder sprach, deren Studenten mindestens sechs Monate lang im Ausland studieren und Lehrverans­taltungen in mindestens zwei Fremdsprac­hen besuchen sollten.

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