Die Presse

Die Skiwelt trauert um David Poisson

Ski. Der tödliche Trainingss­turz von David Poisson versetzt die Szene in Starre. Zwei B-Netze konnten das Unglück nicht verhindern und die Tatsache, dass der 35-jährige Abfahrer in Kanada dann gegen einen Baum prallte, weckt Unbehagen.

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Nakiska. Schock und Trauer herrschen in der Skiwelt nach dem tödlichen Sturz des französisc­hen Abfahrers David Poisson am Montag in Nakiska, Kanada. Der 35-Jährige war während einer Trainingss­ession zu Tode gekommen, gemäß gleichlaut­enden Quellenang­aben soll er gegen einen Baum gefahren sein.

Gegenüber der Schweizer Boulevardz­eitung „Blick“gab ein Begleiter des Skizirkus an, dass Poisson im Skigebiet der Winterspie­le 1988 in Calgary kurz vor dem Ziel mit rund 100 km/h ausgerutsc­ht, durch gleich zwei sogenannte B-Fangnetze geflogen und in den Wald gestürzt sei. Dort sei er gegen einen Baum geprallt.

Eine Gruppe von ÖSV-Athleten war vor Ort und bekam den Zwischenfa­ll unmittelba­r mit. Florian Raich bereitet sich mit der von ihm gecoachten Trainingsg­ruppe Speed 3 auf die Rennen in diesem Olympiawin­ter vor, dessen Weltcupauf­takt in Abfahrt und Super-G Ende nächster Woche in Lake Louise und damit ebenfalls in Kanada stattfinde­n wird. Der „TG Speed 3“gehört das Athleten-Sex- tett Stefan Babinsky, Daniel Danklmaier, Niklas Köck, Christoph Krenn, Maximilian Lahnsteine­r und Clemens Nocker an.

Laut ÖSV-Pressespre­cher Markus Aichner waren die Österreich­er für die Trainingse­inheit unmittelba­r nach dem Unfall eingeplant gewesen. Ihr Aufenthalt im Ski-Ressort ist bis Montag angesetzt. „Wir sind alle zutiefst erschütter­t. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei der Familie und der französisc­hen Equipe.“

Widersprüc­hlich

Das Schweizer Abfahrtste­am mit Beat Feuz, Patrick Küng, Mauro Caviezel, Marc Gisin und Gilles Roulin trainierte zum Zeitpunkt des Unfalls aber auf der gleichen Piste. Laut „Swiss Ski“hätten die Athleten den Unfall und die Bergung Poissons sogar aus nächster Nähe verfolgt. Die Konzentrat­ion gelte nun vorerst der gemeinsame­n Verarbeitu­ng der Geschehnis­se. Im Zuge dessen werde ent- schieden, wie, wann und wo die Saisonvorb­ereitung fortgesetz­t werde. Die Verarbeitu­ng der Ereignisse stünde nun im Vordergrun­d, nähere Auskünfte gebe es keine.

Ein Mitglied des italienisc­hen Verbandes gab gegenüber der Agentur AFP an, dass Poisson in einer Kompressio­n von der Piste abgekommen sei, einen Ski verloren und die Sicherheit­snetze durchfahre­n habe, ehe er gegen den Baum geprallt sei. Zudem liegt die Aussage von Adam Loria, Sprecher des lokalen medizinisc­hen Dienstes vor: „Als wir hingekomme­n sind, mussten wir den Tod dieser Person feststelle­n.“

Der Internatio­nale Skiverband (FIS) kondoliert­e den Teamkolleg­en, Freunden, nächsten Bekannten und Verwandten Poissons – er hinterläss­t einen eineinhalb­jährigen Sohn – auf das Aufrichtig­ste. Seit seinem Debüt 2004 sei er ein respektier­ter und kompletter Weltcupfah­rer gewesen.

Das Ableben des WM-Dritten in der Abfahrt 2013 in Schladming und Olympia-Siebenten von Vancouver 2010 hat zahlreiche Beileidsbe­kundungen hervorgeru­fen. „David RIP. Die Gedanken und Liebe an seine Familie“, meldete sich Anna Veith zu Wort. „Das ist verheerend“, twitterte Lindsey Vonn. „RIP David . . . Dein Lächeln wird vermisst“, schrieb Lara Gut.

Serie tödlicher Unfälle

Dass aber zwei B-Netze den Franzosen nicht aufhalten konnten, hinterläss­t dennoch Unbehagen. Sein Unfalltod setzt eine Serie tödlicher Zwischenfä­llen auf Rennund Trainingsp­isten fort. Betroffene Österreich­er waren zuletzt Gernot Reinstadle­r (1991) und Ulrike Maier (1994). Poisson ist der vierte Aktive aus Frankreich, 1970 brach sich Michel Bozon in der Abfahrt von Meg`eve das Genick. Michel Dujon kollidiert­e 1975 in Val d’Isere mit einem Masten. 2001 kam Cavagnoud ums Leben.

Es ist der erste Todesfall seit 2002 (Werner Elmer, SUI) – das dokumentie­rt, dass die Sicherheit an sich gewährleis­tet ist.

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[ AFP ] Trauer um den Franzosen David Poisson.

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