Lichtblick für Kika/Leiner
Möbelhandel. Die Steinhoff-Tochter verkündet froh: „Zukunft gesichert“. Jetzt folgt die Arbeit.
Die Möbelkette Kika/ Leiner hat sich nach Verhandlungen beim Mutterkonzern Steinhoff frisches Geld sichern können. „Die Kika/Leiner-Zukunft ist gesichert“, teilte Kika/Leiner gestern mit. Es muss aber ein Restrukturierungskurs durchgezogen werden. Genaue Details sollen am Montag folgen.
Wien. Seit dem 5. Dezember hatte Sonja Felber keinen angenehmen Job. Die Sprecherin der Möbelkette Kika/Leiner konnte besorgte Anrufer ab diesem Tag nur immer wieder vertrösten. Gerade hatte die südafrikanisch-deutsche Mutter Steinhoff Bilanzunregelmäßigkeiten zugegeben. Schlag auf Schlag gingen Chef Markus Jooste ab und ein Loch in der Finanz auf. „Wir sind fünf Meter vor dem Ziel“, sagte sie vergangene Woche zur „Presse“. Bei der akut nötigen Finanzspritze hieß es immer wieder: Bitte warten.
Fast zwei Monate nach dem 5. Dezember hört man Felber die Erleichterung an: „Für Österreich sind die Verhandlungen abgeschlossen.“Während heute, Freitag, der nächste Termin mit den internationalen Gläubigern in London ansteht, ist Kika/Leiner-Chef Gunnar George zurück in Österreich. „Für Kika/Leiner dürfen wir sagen: Das Geld ist gesichert“, sagt Felber der „Presse“. Im Unternehmensumfeld der Mutter bestätigt man: Es läuft gut für die Österreicher, das Geld ist abgesegnet.
Details zum Sparkurs folgen
So wurde auch die am Donnerstag von der Möbelgruppe ausgesendete Presseinformation übertitelt: „Kika/Leiner: Zukunft gesichert“. Darunter fand sich der Satz, der die anstehende Arbeit andeutet: „Steinhoff International unterstützt Restrukturierungsplan von Kika/ Leiner Österreich.“
Was die Restrukturierung konkret bedeutet, will man erst am Montag bekannt geben. In der Aussendung finden sich Hinweise: George wolle „jedes Investment“überprüfen, „Gespräche mit den Lieferanten“führen und „in allen Abteilungen und Häusern Optimie- rungspotenzial“heben. Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl will abwarten, was das für die 6000 Mitarbeiter der 50 Häuser in Österreich bedeutet. „Mit der Ansage haben wir jetzt zu arbeiten.“
Früh am Donnerstagmorgen hatte schon eine Bloomberg-Meldung zur angeschlagenen Steinhoff-Gruppe für Aufsehen gesorgt: Die Raiffeisenbank wolle ihren Bestand an Steinhoff-Verbindlichkeiten abbauen, von insgesamt 52,5 Mio. Euro in dieser Woche war die Rede. Eine Sprecherin der Bank wollte sich dazu gegenüber der „Presse“nicht äußern. Auch im Unternehmen selbst gab es keine Auskunft. Auffällig ist aber die zeitliche Nähe zu der jüngsten Meldung von Steinhoff: Der Konzern will offenbar seine Schulden senken, die er in einer Aussendung Ende Dezember mit 10,7 Mrd. Euro bezifferte. Zu diesem Zweck bot er Gläubigern am Mittwoch an, Ver- bindlichkeiten einer südafrikanischen Tochter in Höhe von umgerechnet gut 500 Mio. Euro mit Mitteln aus der Gruppe vorzeitig zu tilgen, sofern die Mehrheit zustimmt.
Nur ein Etappensieg
Der Möbelkonzern, dessen Bücher wohl bis ins Jahr 2015 aufgerollt werden, kratzte im Lauf der vergangenen Wochen an allen Ecken Geld zusammen. Selbst der Verkauf des Firmenjets und das Ende der Zuwendungen für Sportmannschaften schafften es in die Medien. Den größten Brocken stellte aber am Montag der Anteilsverkauf an einer südafrikanischen Investmentfirma dar. Er brachte Steinhoff eine knappe halbe Milliarde Euro. Die Lage habe sich aktuell mit dem frischen Geld etwas entspannt, heißt es aus dem Unternehmensumfeld.
Wie es mit dem Konzern weitergeht, scheint aber auch nach dem Etappensieg bei Kika/Leiner offen. Vergangene Woche bestätigte der Möbelriese erneut, dass bei den europäischen Töchtern, zu denen die französische Conforama und die österreichische Kika/Leiner zählen, ein Liquiditätsloch von 200 Mio. Euro klafft. Davon sollen 80 Mio. Euro auf Österreich entfallen. Gut ein Viertel des Lochs konnte vergangene Woche mit Hilfe aus Südafrika gestopft werden. Daneben wurden die Töchter in dem schwer einsehbaren, verschachtelten Konzern auf eigene Faust aktiv: Kika/Leiner etwa verkaufte das Vorzeigehaus auf der Mariahilfer Straße für eine schöne zweistellige Millionensumme. Lieferanten wie Mitarbeiter bewerteten das als gelungenes Krisenmanagement.
Insgesamt muss Steinhoff schon 2018 zwei der 10,7 Mrd. Euro refinanzieren. Anleger bleiben trotz Ver- und Rückkaufaktionen nervös, die Aktie kommt seit Anfang Dezember nicht aus ihrem Tal heraus.