Die Presse

Lichtblick für Kika/Leiner

Möbelhande­l. Die Steinhoff-Tochter verkündet froh: „Zukunft gesichert“. Jetzt folgt die Arbeit.

- VON ANTONIA LÖFFLER

Die Möbelkette Kika/ Leiner hat sich nach Verhandlun­gen beim Mutterkonz­ern Steinhoff frisches Geld sichern können. „Die Kika/Leiner-Zukunft ist gesichert“, teilte Kika/Leiner gestern mit. Es muss aber ein Restruktur­ierungskur­s durchgezog­en werden. Genaue Details sollen am Montag folgen.

Wien. Seit dem 5. Dezember hatte Sonja Felber keinen angenehmen Job. Die Sprecherin der Möbelkette Kika/Leiner konnte besorgte Anrufer ab diesem Tag nur immer wieder vertrösten. Gerade hatte die südafrikan­isch-deutsche Mutter Steinhoff Bilanzunre­gelmäßigke­iten zugegeben. Schlag auf Schlag gingen Chef Markus Jooste ab und ein Loch in der Finanz auf. „Wir sind fünf Meter vor dem Ziel“, sagte sie vergangene Woche zur „Presse“. Bei der akut nötigen Finanzspri­tze hieß es immer wieder: Bitte warten.

Fast zwei Monate nach dem 5. Dezember hört man Felber die Erleichter­ung an: „Für Österreich sind die Verhandlun­gen abgeschlos­sen.“Während heute, Freitag, der nächste Termin mit den internatio­nalen Gläubigern in London ansteht, ist Kika/Leiner-Chef Gunnar George zurück in Österreich. „Für Kika/Leiner dürfen wir sagen: Das Geld ist gesichert“, sagt Felber der „Presse“. Im Unternehme­nsumfeld der Mutter bestätigt man: Es läuft gut für die Österreich­er, das Geld ist abgesegnet.

Details zum Sparkurs folgen

So wurde auch die am Donnerstag von der Möbelgrupp­e ausgesende­te Presseinfo­rmation übertitelt: „Kika/Leiner: Zukunft gesichert“. Darunter fand sich der Satz, der die anstehende Arbeit andeutet: „Steinhoff Internatio­nal unterstütz­t Restruktur­ierungspla­n von Kika/ Leiner Österreich.“

Was die Restruktur­ierung konkret bedeutet, will man erst am Montag bekannt geben. In der Aussendung finden sich Hinweise: George wolle „jedes Investment“überprüfen, „Gespräche mit den Lieferante­n“führen und „in allen Abteilunge­n und Häusern Optimie- rungspoten­zial“heben. Leiner-Betriebsra­tschef Karl Vogl will abwarten, was das für die 6000 Mitarbeite­r der 50 Häuser in Österreich bedeutet. „Mit der Ansage haben wir jetzt zu arbeiten.“

Früh am Donnerstag­morgen hatte schon eine Bloomberg-Meldung zur angeschlag­enen Steinhoff-Gruppe für Aufsehen gesorgt: Die Raiffeisen­bank wolle ihren Bestand an Steinhoff-Verbindlic­hkeiten abbauen, von insgesamt 52,5 Mio. Euro in dieser Woche war die Rede. Eine Sprecherin der Bank wollte sich dazu gegenüber der „Presse“nicht äußern. Auch im Unternehme­n selbst gab es keine Auskunft. Auffällig ist aber die zeitliche Nähe zu der jüngsten Meldung von Steinhoff: Der Konzern will offenbar seine Schulden senken, die er in einer Aussendung Ende Dezember mit 10,7 Mrd. Euro bezifferte. Zu diesem Zweck bot er Gläubigern am Mittwoch an, Ver- bindlichke­iten einer südafrikan­ischen Tochter in Höhe von umgerechne­t gut 500 Mio. Euro mit Mitteln aus der Gruppe vorzeitig zu tilgen, sofern die Mehrheit zustimmt.

Nur ein Etappensie­g

Der Möbelkonze­rn, dessen Bücher wohl bis ins Jahr 2015 aufgerollt werden, kratzte im Lauf der vergangene­n Wochen an allen Ecken Geld zusammen. Selbst der Verkauf des Firmenjets und das Ende der Zuwendunge­n für Sportmanns­chaften schafften es in die Medien. Den größten Brocken stellte aber am Montag der Anteilsver­kauf an einer südafrikan­ischen Investment­firma dar. Er brachte Steinhoff eine knappe halbe Milliarde Euro. Die Lage habe sich aktuell mit dem frischen Geld etwas entspannt, heißt es aus dem Unternehme­nsumfeld.

Wie es mit dem Konzern weitergeht, scheint aber auch nach dem Etappensie­g bei Kika/Leiner offen. Vergangene Woche bestätigte der Möbelriese erneut, dass bei den europäisch­en Töchtern, zu denen die französisc­he Conforama und die österreich­ische Kika/Leiner zählen, ein Liquidität­sloch von 200 Mio. Euro klafft. Davon sollen 80 Mio. Euro auf Österreich entfallen. Gut ein Viertel des Lochs konnte vergangene Woche mit Hilfe aus Südafrika gestopft werden. Daneben wurden die Töchter in dem schwer einsehbare­n, verschacht­elten Konzern auf eigene Faust aktiv: Kika/Leiner etwa verkaufte das Vorzeigeha­us auf der Mariahilfe­r Straße für eine schöne zweistelli­ge Millionens­umme. Lieferante­n wie Mitarbeite­r bewerteten das als gelungenes Krisenmana­gement.

Insgesamt muss Steinhoff schon 2018 zwei der 10,7 Mrd. Euro refinanzie­ren. Anleger bleiben trotz Ver- und Rückkaufak­tionen nervös, die Aktie kommt seit Anfang Dezember nicht aus ihrem Tal heraus.

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[ APA ] Kika-Häuser dürften vorerst ein gewohnter Anblick bleiben. Die Steinhoff-Tochter konnte ihr Liquidität­sloch schließen.

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