Die Presse

Das Ende einer Ära: Michael

Abschied auf Raten. Heute, Samstag, verabschie­det sich Michael Häupl als Parteichef. Bürgermeis­ter bleibt er noch, aber das große Bilanzzieh­en hat begonnen: Was also machte die Häupl-Jahre aus? Ein Vorabrückb­lick.

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Wenn Michael Häupl heute, Samstag, seine Abschiedsr­ede als Parteichef hält, endet in Wien eine Ära. Junge Wiener kennen keinen anderen Wiener SPÖ-Chef und Bürgermeis­ter als ihn. Mit ihm geht auch der letzte der „Landesfürs­ten“. Als er an die Macht kam, gab es weder Euro noch EUOsterwei­terung, Wiens Silhouette hatte weniger Hochhäuser, und die SPÖ war ein umfassende­s Lebenskonz­ept. Unter Häupl (seit 1993 Parteichef, seit 1994 Bürgermeis­ter) hat sich die Stadt stark geändert. Doch woran wird man sich am meisten erinnern?

Das rot-grüne Debüt: Häupl hat sich für die Geschichts­bücher das Copyright für die erste rot-grüne Koalition auf Landeseben­e gesichert – auch wenn er sanft von einigen Genossen überredet werden musste. Und eigentlich keine Wahl hatte, weil die Mehrheit mit der ÖVP zu knapp zum Regieren war.

Anfangs klappte die Zusammenar­beit gut, spätestens mit der Eskalation beim neuen Wiener Wahlrecht war es vorbei. Die Grünen wollten die SPÖ mithilfe der Opposition überstimme­n, die SPÖ „kaperte“einen Grün-Mandatar, der überlief und der SPÖ eine Mehrheit sicherte. Auch die grüne (Verkehrs-)Politik blieb Teilen der SPÖ immer fremd. Rot-Grün hat so das rote Auseinande­rdriften nach links und rechts gefördert.

Das rot-blaue Match: Wer Häupl sagt, muss auch Haider sagen. Jörg Haider war Häupls Gegenspiel­er im Kampf um Arbeiter und Gemeindeba­u. Die Wiener SPÖ hat verloren und gewonnen zugleich: Viele Wähler verabschie­deten sich ohne Wiederkehr, gleichzeit­ig verhalf die schwarz-blaue Bundesregi­erung Häupl zur Absoluten (die er 1996 verloren hatte). Seither gilt Anti-Blau in der Wiener SPÖ als Erfolgsrez­ept.

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