Die Presse

Koreas Eistraum ist das Prunkstück dieser Spiele

Olympia. Nordkoreas Eiskunstla­uf-Paar Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik gewann bei der Vier-Kontinente-Meistersch­aft die erste Medaille des Landes. In Pyeongchan­g sollten sie bloß Hoffnung geben, jetzt sind sie sogar eine Medaillenh­offnung.

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Nordkorea steht in der Sportwelt derzeit im Mittelpunk­t, vor allem der nahenden Winterspie­le und dem Start in Pyeongchan­g wegen. Doch auch zwei Athleten verstehen es, sich in Szene zu setzen. Nach der Kür bei der VierKontin­ente-Meistersch­aft in Taipeh wischte sich die nordkorean­ische Paarläufer­in Ryom Tae-ok noch Tränen aus den Augen, weil sie beim Doppel-Axel gestürzt war. Wenig später konnte die 18-Jährige jedoch wieder strahlen: Sie und ihr Partner, Kim Ju-sik, gewannen Bronze bei dieser Meistersch­aft, die in Asien als Pendant zur Europameis­terschaft betrachtet wird.

Damit gewann das NordkoreaP­aar die erste Medaille für ihr Land bei einem offizielle­n Wettbewerb der Internatio­nalen Eislauf-Union (ISU). Für kein anderes Duo war das Interesse größer bei diesem Wettbewerb, welchen Topläufer wie die Weltmeiste­r Sui Wenjing/ Han Cong aus China wegen der Vorbereitu­ng auf die Winterspie­le einfach ausließen.

Die Nordkorean­er meisterten den Medienrumm­el mit Gelassenhe­it. Auf dem Eis gingen sie ebenfalls aus sich heraus, ob im Kurzprogra­mm zum Beatles-Song „A Day in the Life“oder in der Kür. Sie glänzten, sie gaben Hoffnung – und gelten nun auch insgeheim als Hoffnung bei den Winterspie­len – eine Medaille wird sich dennoch nur mit einem sensatione­llen Kunststück ausgehen.

Im Sommer durfte das Paar nach Kanada und bereitete sich bei Bruno Marcotte, dem Trainer der zweimalige­n Weltmeiste­r Meagan Duhamel und Eric Radford, auf die Olympiaqua­lifikation in Oberst- dorf vor. Die Qualifikat­ion meisterte das Paar im September, danach aber verschwand es von der Bildfläche, und der Verband bestätigte zudem nicht die Teilnahme an den Spielen bis zur Deadline im Oktober. Durch die Ankündigun­g Pjöngjangs, bei den Winterspie­len teilzunehm­en, aber kam neue Bewegung ins Spiel, Südkorea und das Internatio­nale Olympische Komitee waren sich sehr schnell einig: Ryom/Kim sind dank einer Wildcard in Pyeongchan­g dabei.

Aus Nordkorea kamen immer mal wieder Eiskunstlä­ufer, die auch bei Winterspie­len starteten. Doch eine Medaille bei einer ISUMeister­schaft gewann noch keiner. Marcotte hatte es bereits im Herbst prophezeit: „Sie arbeiten hart, sind unglaublic­h wissensdur­stig und haben das Potenzial, Medaillen zu gewinnen.“Gewann Nordkorea denn schon je eine Olympiamed­aille? Han Pil-hwa lief 1964 in Innsbruck zu Silber über 3000 Meter der Frauen im Eisschnell­lauf. Hwang Ok-sil gewann Shorttrack- Bronze (500 Meter) in Albertvill­e 1992. Im Sommerspor­t ist das Land erfolgreic­her mit jeweils 16 Goldenen und Silbernen sowie 22 Bronzemeda­illen. Vielleicht aber werden diese Winterspie­le die wichtigste­n für die koreanisch­e Halbinsel; auch ohne Edelmetall.

Russland ist sich nach eigenen Angaben mit dem IOC über 169 Starter in Korea einig, das Nationale Olympische Komitee Russlands veröffentl­ichte in Moskau zumindest eine Namenslist­e. „Die darin aufgeführt­en Athleten erhalten eine Einladung“, sagte Sportminis­ter Pawel Kolobkow. Auf der Liste fehlen nun definitiv Stars wie Shorttrack­er Viktor Ahn, Biathlet Anton Schipulin oder Skilangläu­fer Dmitri Ustjugow. Dabei sind aber die erst 15 Jahre alte Europameis­terin Alina Sagitowa und ihre drei Jahre ältere Teamkolleg­in Jewgenija Medwedjewa – die beiden Eisprinzes­sinnen machen den Olympiasie­g unter sich aus. (fin)

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