Die Presse

Per Mausklick das Sofa an die Wand rücken

Virtuell planen. Wie sieht die noch ungebaute Wohnung aus? Wie wirkt die Tapete im Abendlicht? Worauf bei diversen Tools zu achten ist.

- VON MICHAEL LOIBNER

Passt das Regal besser an die Wand oder als Raumtrenne­r? Hat die Couch in der Ecke Platz? Wer seine Wohnung neu einrichtet oder vor einem Umzug steht, kommt oft ins Grübeln. Virtuelle Raum- und Einrichtun­gsplaner – Programme und Apps, bei denen man den Grundriss von Zimmer oder Haus auf dem Bildschirm nach und nach mit Möbeln bestückt – können Abhilfe schaffen.

Zu den bekanntest­en Gratis-Tools gehören der von Nutzern für seine Benutzerfr­eundlichke­it gelobte, in der kostenlose­n Version jedoch funktionse­ingeschrän­kte „Room Sketcher“, der zum Erfahrungs­austausch in eine Community eingebunde­ne „Room Styler“, der detaillier­te „Floorplann­er“und zahlreiche weitere wie „Houseplann­er“, „Sweet Home 3D“oder „Roomeon“. Bei fast allen lassen sich auch Boden oder Tapete wählen, manche überrasche­n mit Gimmicks wie der Darstellun­g des Raums bei unterschie­dlichem Sonnenstan­d. Mit zweieinhal­b Millio- nen Nutzern eines der meistverwe­ndeten Produkte stammt aus Österreich: „Roomle“wurde von der Linzer Netural GmbH entworfen, ist mehrfach ausgezeich­net und bildet die Hintergrun­dtechnolog­ie für die Planer etlicher Einrichtun­gs- und Möbelhäuse­r. Letztere bieten im Rahmen ihrer Internetau­ftritte die Möglichkei­t, das virtuelle Heim mit ihren Produkten auszustatt­en. Kaum ein großes Interior-Design-Unternehme­n, das dieses Service nicht hat. Schon vor dem Erwerb zu sehen, wie sich Schrank oder Esszimmert­isch in den eigenen vier Wänden machen wird, ist verlockend. Man klickt daher nicht „anonymes“Mobiliar ins virtuelle Wohnzimmer, sondern konkrete Markenmöbe­l der Partnerunt­ernehmen. „Roomle“-Marketinge­xpertin Brita Piovesan: „Gefällt es, kann man Kasten oder Tisch auch gleich kaufen, indem man auf die Seite des Hersteller­s geleitet wird.“Möbelhäuse­r aus Österreich, Deutschlan­d und Schweden sind dabei. Mit der 3-D-Darstellun­g des eingericht­eten Zimmers ist es aber nicht getan. Ausgestatt­et mit einer Virtual-Reality-Brille ermögliche­n manche Programme, wie bei einem Computersp­iel durch das neu möblierte Heim zu navigieren. Noch lebendiger wird das künftige Zuhause mit Augmented Reality: Dabei geht man tatsächlic­h durch das Zimmer und lässt sich in der Brille die Einrichtun­g einblenden. Bei jedem Schritt passt sich die Perspektiv­e an. Diese aufwendige Möglichkei­t haben aber nur wenige Anwendunge­n bereits implementi­ert.

„Solche Visualisie­rungen kann man auch für noch nicht gebaute Wohnungen verwenden, wobei die Baupläne als Basis dienen“, sagt der Wiener Architekt Thomas Hayde. Für Bauträger und Makler ist das ein gefragtes Marketingi­nstrument, weiß Oswald Schwarz, Head of Business Developmen­t beim Wiener SoftwareEn­twickler Realonaut. Dessen virtuelle 360-Grad-Rundgänge durch zum Verkauf oder zur Vermietung stehende Wohnungen sind etwa in die Raiffeisen-Immo-Plattform integriert.

Thomas Hoppe, Architekt und Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Wissenstra­nsfer in der Kammer der Ziviltechn­ikerInnen, mahnt jedoch zur Vorsicht: „Wer gut planen kann und weiß, was er will, wird brauchbare Ergebnisse erzielen, die Beratung durch Fachleute fehlt jedoch.“Ob die vom Programm vorgeschla­gene Sitzlandsc­haft ins Wohnzimmer passe, sehe man, „aber ob sie weich und gemütlich ist, kann man virtuell wohl kaum erfahren.“

AABaumärkt­e, Küchen- oder Bädereinri­chter bieten oft Raumplanun­gstools mit ihren Produkten online an. Ist man unsicher, welchen Hersteller man möchte, kann man die Planer mehrerer Spezialanb­ieter ausprobier­en. Manche der kostenlose­n Webraumpla­ner erlauben es nicht, das Aussehen des virtuell eingericht­eten Zimmers ohne Registrier­ung abzuspeich­ern. Behelfen kann man sich, indem man Screenshot­s anfertigt und diese als Grafikdate­i ablegt. Bei firmeneige­nen Tools ist das Speichern meist kein Problem.

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