Papst nähert sich China an
Vatikan. Der Papst will angeblich sieben Bischöfe von Chinas Staatskirche anerkennen, um die Beziehungen zu Peking zu normalisieren.
Papst Franziskus hat mit seinen Bemühungen, auf die kommunistische Führung in China zuzugehen, eine schwere Kontroverse ausgelöst. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“vom Freitag will er im Rahmen eines großen Rapprochements mit der Führung in Peking sieben Bischöfe der Staatskirche anerkennen. Dafür wolle der Papst deren Exkommunizierung zurücknehmen, heißt es unter Hinweis auf eine Person, die mit dem Plan vertraut sei.
Die Bischöfe waren einst exkommuniziert worden, weil sie gegen den Willen des Papstes ihre Ernennungen durch die Staatskirche akzeptiert hatten. Nach ihrer Machtübernahme in China hatten die Kommunisten 1949 die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen und die Katholische Patriotische Vereinigung gegründet. Ihr gehören angeblich mehr als fünf Millionen Menschen an. Priester und Nonnen, die der Staatskirche treu sein wollten, wurden inhaftiert und bisweilen getötet, auch normale Gläubige wurden und werden verfolgt. Wer weiter zu Rom hielt, musste das heimlich tun oder fliehen.
Schätzungen zufolge gibt es sieben bis zwölf Millionen „Untergrundchristen“; die Zahlen beider Kirchen werden in anderen Quellen noch weit höher ausgewiesen.
Franziskus hat wiederholt erklärt, diese Kirchenspaltung überwinden zu wollen. Dafür sei Peking informierten Kreisen zufolge bereit, dem Papst ein Vetorecht bei der Auswahl von staatlichen Bischöfen einzuräumen. Eine wesentliche Forderung der KP sei aber, dass der Papst die besagten sieben Bischöfe anerkenne. Zudem müsste der Vatikan, um formelle Beziehungen mit Peking aufzunehmen, jene zu Taiwan abbrechen, wozu Franziskus angeblich bereit sein soll.
Angeblich haben Abgesandte des Vatikans im Dezember in China zwei Bischöfe der Untergrundkirche bedrängt, zugunsten von offiziellen Bischöfen zurückzutreten, was eine unerhörte Intervention gewesen wäre.
Die mögliche Anerkennung der „Staatsbischöfe“löste vielerorts Warnungen vor einem „Ausverkauf“, ja „Verrat“an der Untergrundkirche aus. Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (86), Ex-Bischof von Hongkong, schrieb in einem offenen Brief, Franziskus wolle vor einem „totalitären Regime“kapitulieren. Er, Zen, sei deswegen schon beim Papst vorstellig geworden. Ein Vatikansprecher kritisierte indes jüngst „Kirchenvertreter, die Verwirrung und Streit fördern“. (ag./Red.)