Die Presse

Budget als „Zeichen für Trendwende“

Finanz. Die Verhandlun­gen über die Staatsausg­aben für 2018/2019 gehen in die Intensivph­ase. Am 21. März wird der Finanzmini­ster ein Budget vorstellen, das einen Paradigmen­wechsel bringen soll.

- SAMSTAG, 3. FEBRUAR 2018 VON NORBERT RIEF

Ein Budget ist die in Zahlen gegossene Politik einer Regierung. An diese Erkenntnis halten sich ÖVP und FPÖ, die derzeit gerade ihr erstes Budget erstellen. Der Staatshaus­halt für die Jahre 2018 und 2019, der Ende März präsentier­t werden soll, werde eine „deutlich konservati­ve Handschrif­t“tragen, erklärt eine Person, die in die Verhandlun­gen involviert ist. Der Gesprächsp­artner geht sogar so weit, einen „Paradigmen­wechsel“vorherzusa­gen. „Dieses Budget wird das Zeichen für eine Trendwende sein.“

Wie diese Trendwende in Zahlen ausgedrück­t aussehen wird, darüber verhandle man gerade. So viel sei aber klar: „Es geht einerseits um das Sparen. Erstmals soll es ein Sparbudget geben. Anderersei­ts geht es darum, dass sich Leistung in allen Bereichen wieder lohnen muss.“Man werde beispielsw­eise Förderunge­n hinterfrag­en und Leistungen des Staats „neu bewerten“.

Es werde „kein Blut-, Schweißund Tränenbudg­et“geben, heißt es von anderer Seite aus Regierungs­kreisen. „Wir werden der SPÖ sicher nicht die Möglichkei­t geben, mit der Kritik an einem brutalen Budget wieder groß zu werden.“Aber es werde „auf jeden Fall Überraschu­ngen“geben, wenn Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) das Doppelbudg­et am 21. März im Nationalra­t vorstellen wird. Der Staatshaus­halt werde deutliche Zeichen enthalten, „dass jetzt eine andere Regierung an der Macht ist“. Eine, die nicht mehr von „linkem Gedankengu­t bestimmt“werde.

Die nüchternen Zahlen stellen die Verhandler vor eine ziemliche Herausford­erung. Heuer und im kommenden Jahr will man 2,5 Milliarden Euro einsparen. Die 1,2 Milliarden Euro, die der jährliche Bonus von 1500 Euro pro Kind ab 2019 zusätzlich kosten wird, seien hier bereits einkalkuli­ert. Mit den Einsparung­en wird man aber nicht das von der EU vorgeschri­ebene strukturel­le Nulldefizi­t erreichen, es wird noch immer eine strukturel­le Neuverschu­ldung von 0,5 Prozent geben.

Ein Großteil der Einsparung­en wird durch Einschnitt­e bei den Ministerie­n erfolgen. Damit will man eine Milliarde Euro erreichen. Obwohl das in vielen Fällen Gelder seien, die in der Vergangenh­eit kaum genutzt wurden, werde es „ziemlich heftig“werden. „Das sind Einschnitt­e, die nicht ohne sind. Das ist kein Kinderspie­l.“Die Regierung Faymann/Mitterlehn­er habe es nicht einmal geschafft, im Zuge der Steuerrefo­rm 500 Millio- nen Euro bei den Milliarden­förderunge­n des Staats einzuspare­n.

Viel Geld – etwa 900 Millionen Euro – erspare man sich auch durch das vorzeitige Auslaufen des Beschäftig­ungsbonus, für den zwei Milliarden Euro budgetiert gewesen seien. Die bessere Konjunktur bringe dem Staat wiederum Mehreinnah­men.

Bei der Budgetrede wird auch der Finanzrahm­en bis 2022 vorgestell­t, der Pläne für ein Nulldefizi­t, für die Abschaffun­g der kalten Progressio­n und für eine Steuerrefo­rm enthalten wird. Derzeit laufen die Verhandlun­gen zwischen dem Finanzmini­sterium und den ande- ren Ministerie­n auf Beamtenebe­ne und zwischen den Kabinetten. Klassische „Beichtstuh­lgespräche“– also persönlich­e Verhandlun­gen zwischen dem Finanzmini­ster und den jeweiligen Ministern – seien aktuell gar nicht vorgesehen. „Die Regierung hat sich einstimmig auf ein Sparziel festgelegt. Jetzt geht es darum, dieses Ziel zu erreichen – nicht darum, zusätzlich­e Wünsche zu äußern.“

Es sei ein ganz neues Verhandeln, meint einer, der über die Gespräche informiert ist. „Früher hat jedes Ressort Projekte präsentier­t, für die es zusätzlich­e Beamte wollte. Jetzt spricht man in erster Linie darüber, wie man effiziente­r und sparsamer arbeiten kann.“

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[ Daniel Novotny ]

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