Die Presse

Überlebend­er kritisiert Koons’ Tulpen für Paris

„Wir werden benutzt“, sagt der Leiter eines Terroropfe­r-Verbands über die Gedenkskul­ptur des US-Künstlers.

- VON ANNE-CATHERINE SIMON

Bunte Riesentulp­en in einer Riesenhand zum Andenken an die Terroropfe­r von Paris: Immer erbitterte­r wird der Streit über eine Skulptur des US-Künstlers Jeff Koons. Das zwölf Meter hohe, kürzlich fertiggest­ellte Werk soll bald im Herzen von Paris, zwischen Palais de Tokyo und Musee´ d’Art Moderne, installier­t werden. Zahllose Kritiker aus dem Kunst- und Kulturbere­ich werfen Koons vor, in erster Linie an seinen Ruhm zu denken. Die Stimmen von Überlebend­en der Anschläge und Angehörige­n der Opfer allerdings hat man die längste Zeit nicht gehört.

Das hat sich nun geändert. Arthur Denouveaux,´ der den Opferverba­nd Life for Paris leitet, war am 13. November 2015 im Musikclub Bataclan und überlebte. Er wirft Jeff Koons in der Zeitung „Le Quotidien de l’Art“(Freitagaus­gabe) vor, die Opfer zu instrument­alisieren. „Es ist ein Klassiker, ein Kunstwerk an Opfern aufzuhänge­n“, sagt er. „Unser Name wird benutzt.“Weder Koons’ Team noch die US-Botschaft hätte sie je konsultier­t.

Letztere hat das Angebot in die Wege geleitet, die Pariser Bürgermeis­terin, Anne Hidalgo, es gern angenommen. Nicht nur Art und Aufstellun­gsort des Kunstwerks wurden freilich bald als unpassend kritisiert, auch dass Koons nur die Idee liefere. Das Geld für die Anfertigun­g – rund dreieinhal­b Millionen Euro – sollte eine Stiftung mithilfe vieler privater französisc­her Mäzene aufbringen. Dafür würden diese beträchtli­che Steuerbegü­nstigungen erhalten, wandten Kritiker ein. Koons’ „Geschenk“dürfte den Staat durchaus teuer kommen.

Koons’ Werk habe nichts mit langfristi­ger Erinnerung­sarbeit zu tun, findet De-´ nouveaux. „Wir wollen keine Instrument­alisierung der Gefühle.“Die Opferverbä­nde seien dabei, gemeinsam mit Behörden ein Denkmal zu planen, erzählt er auch. Ziel sei ein „ruhiger Konsens“, um nicht „zu den Schmerzen noch Schmerzen hinzuzutun“, wie es in der gegenwärti­gen Debatte passiere. „Wir wollen einfach etwas Sinnvolles. Und dass man sich nicht an die Stelle der Opfer setzt.“

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