Die Presse

Köln: Eine Stadt feiert den Ausnahmezu­stand

Deutschlan­d. Der Karneval am Rhein ist Feierlusti­gen eine eigene Jahreszeit. Mit deftiger Unterlage und schrillen Kostümen werfen sie sich eine ganze Woche lang ins Getümmel.

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Man liebt oder hasst ihn, dran vorbei kommt in Köln aber niemand. Die „fünfte Jahreszeit“vom 11. 11., 11 Uhr 11, bis Aschermitt­woch versetzt die Stadt in den Ausnahmezu­stand. Viele Kölner flüchten während der heißen Phase des Karnevals aus der Stadt. Andere wiederum freuen sich das ganze Jahr auf die „tollen Tage“, die am Rosenmonta­g mit den Umzügen (mit bis zu einer Million Zuschauern) ihren Höhepunkt erreichen.

Entstanden sind die Karnevalst­raditionen in der Zeit, als die Preußen die Stadt besetzten. Die lebensfroh­en Kölner veräppelte­n die Liebe der Besatzer zu Uniformen, Militär, Zucht und Ordnung mit allerlei Schabernac­k. Inzwischen sind viele Karnevalst­raditionen mit Prinzenwah­l, Prunksitzu­ngen und mehr selbst in Ritualen erstarrt. Dennoch erneuert sich der Karneval in Köln immer wieder. Alternativ­e Veranstalt­ungen wie die Stunksitzu­ngen, die aus Protest gegen die durchorgan­isierten geschlosse­nen Klüngelrun­den der Mächtigen entstanden waren, sind längst selbst Teil des Karnevals in der Stadt am Rhein.

Die Kölner Bloggerin Bettina Blaß erzählt exemplaris­ch von zwei Männern, die sich einer feuchtfröh­lichen Runde in einer Kneipe des einstigen Arbeiter- und heutigen Kölner Szeneviert­els Ehrenfeld anschließe­n: „Türkis und rosa sind ihre Anzüge, aus glänzendem Stoff – und sie sitzen 1 a. Maßgeschne­i- dert, vermute ich, und einer der beiden bestätigt mir: Das sind unsere Hochzeitsa­nzüge. Wir haben am 11. 11. 2011 geheiratet und haben uns diese hier schneidern lassen für zusammen 4000 Euro.“Auf meine Frage, ob er denn noch glücklich sei an seinem vierten Hochzeitst­ag, lächelt er und sagt: „Oh ja, er ist der Beste!“

Köln ist neben Berlin nicht nur eine Hauptstadt der deutschen Schwulenbe­wegung, sondern auch eine der buntesten im Land. Und im Karneval fallen die sozialen Schranken. Jeder quatscht und feiert mit jedem. Gearbeitet wird auf Sparflamme, die Kölner tragen Verkleidun­g. Eine gute Grundlage für lange Kölner Feiernächt­e bieten die schweren rheinische­n Spezialitä­ten wie zum Beispiel „Himmel und Ääd“, ein Gericht aus Kartoffeln, Apfelkompo­tt, Schmorzwie­beln und – auf Wunsch – Blutwurst. Dazu trinkt man Kölsch. Lieber nicht: Altbier bestellen oder dessen Herkunftso­rt erwähnen. Das Dorf an der Düssel wurde sogar Landeshaup­tstadt. Was die Kölner früher ärgerte, nimmt aber heute niemand mehr wirklich krumm. Und empfindlic­h sollte man auch als Gast nicht sein: Die meisten Einheimisc­hen reden direkt und geradehera­us, auch wenn es beim Besucher schräg ankommen mag. (Robert B. Fishman)

wirbt mit 2000 Jahren Geschichte, 240 Kirchen, mehr als 40 Museen und 130 Galerien teils von Weltrang, 1100 profession­ellen bildenden Künstlern, 70 Theaterens­embles, Bewohnern aus 182 Nationen und 250 Kulturen, mehr als 3000 Lokalen, einer internatio­nalen Möbelmesse (IMM Cologne) oder einem der größten internatio­nalen Literaturf­estivals Europas, der lit.Cologne.

Bei der Köln Tourist Info (www.koelntouri­smus.de) gibt’s auch die Köln-Card inklusive freier Fahrt in Öffis und weiteren Vergünstig­ungen.

Köln-Tourismus bietet viele Themenführ­ungen, Radtouren, Schiffsfah­rten auf dem Rhein und viele andere Wege an, die Stadt zu entdecken. z. B. Street-Art-, Rikscha-, Comedy-, Untergrund-Touren auf den Spuren der Römer, Lachexpedi­tionen.

Deutschlan­ds größte und weltweit drittgrößt­e Kathedrale ist seit 1996 Weltkultur­erbe. Gebaut wird sie seit 765 Jahren. Allein die Dombauhütt­e beschäftig­t dafür 60 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r (www.dombau-koeln.de). Sie bietet Führungen u. a. auch über die Dächer des gigantisch­en Bauwerks (www.domfuehrun­gen-koeln.de). Die Kölner lassen nicht die Kirche im Dorf, sondern den Dom in Kölle. Das kommt aber aufs Gleiche hinaus, www.koelner-dom.de

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[ Robert B. Fisman/Imago ]
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