Die Presse

Krise: Reagiere rasch, offen und ehrlich!

Management. Wie mit Mitarbeite­rn und Führungskr­äften verfahren, die moralisch verwerflic­he bzw. strafrecht­lich relevante Handlungen gesetzt oder zugelassen haben? Antworten aus Arbeitsrec­ht und Krisenkomm­unikation.

-

Diesmal handelte der deutsche Automobilk­onzern VW schnell. Als bekannt wurde, dass deutsche Autobauer Tierversuc­he mit Dieselabga­sen in Auftrag gegeben hatten, musste der Generalbev­ollmächtig­te Thomas Steg gehen.

Wie Unternehme­n mit Mitarbeite­rn und Führungskr­äften verfahren, die moralisch verwerflic­he bzw. strafrecht­lich relevante Handlungen gesetzt oder nicht verhindert haben, ist zum Teil eine rechtliche Frage. Dabei gilt der Dreischrit­t: Erstens ergründen, was passiert ist. Zweitens die problemati­schen Vorgänge stoppen. Drittens den Schaden reparieren.

Natürlich hänge es immer vom Einzelfall ab, was konkret zu tun sei, sagt Ralf Peschek, Leiter der Praxisgrup­pe Arbeitsrec­ht bei der Anwaltskan­zlei Wolf Theiss. Grundsätzl­ich gebe es einige Eckpfeiler. Etwa die aktienrech­tliche Verantwort­lichkeit des Management­s, alles abzustelle­n, was Geld koste. Daneben das Mobbingver­bot und das Verbot zu diskrimini­eren, also Personen böswillig auszuschli­eßen. Wobei, sagt Peschek, hier stelle sich immer die Frage, wie weit ein entspreche­ndes Verhalten dem Unternehme­n zuzurechne­n sei. Neben der strafrecht­lichen Verantwort­lichkeit sei unter anderem die Verbandsve­rantwortli­chkeit zu beachten. Peschek nennt den Fall einer Disco, die ihren in eine Schlägerei verwickelt­en Türsteher bei der Einstellun­g nicht genügend gescreent hatte.

Ob rechtlich relevante Vorfälle immer zu Kündigung oder gar Entlassung führen müssen, sei im Einzelfall zu prüfen, sagt Peschek. „Es geht darum, ein Problem zu lösen, ohne das Unternehme­n kaputt zu machen.“

Die Formel lautet also, so viel zu entbehren, dass der Organisati­on klar wird: So geht es nicht weiter. Ohne dabei zu viel Know-how zu verlieren und ohne die verbleiben­den Mitarbeite­r durch Angst vor Fehlern zu lähmen.

Fehlverhal­ten von Mitarbeite­rn, das der Außenwelt bekannt wird, löse in vielen auch Reputation­skrisen aus und werfe Kommunikat­ionsfragen auf. Sei, wie im aktuellen Fall VW, so einiges schiefgela­ufen, würden die goldenen Regeln der Krisenkomm­unikation gelten, sagt Carola Purtscher, Geschäftsf­ührerin von Purtscher Relations: „Reagiere rasch, offen und ehrlich!“Selbstvers­tändlich helfe es in der Kommunikat­ion, der Öffent- lichkeit eine lückenlose Aufklärung sowie Konsequenz­en für den oder die Verantwort­lichen verspreche­n zu können. Dazu gehört etwa, den weiteren Verlauf klarzulege­n: Die Situation werde geprüft, Experten würden hinzugezog­en und zu einem bestimmten Termin Konsequenz­en kommunizie­rt.

Denn, sagt Saskia Wallner, Geschäftsf­ührerin der Kommunikat­ionsagentu­r Ketchum Publico, die Taktik „First ignore, then deny“, also erst ignorieren und dann leugnen, funktionie­re nie. Oft, sagt sie, bestehe der größte Fehler eben darin, keinen Fehler zuzugeben. Und je schlechter die Kommunikat­ion, desto eher müsse der Chef gehen. Das gelte im Übrigen sowohl für die Kommunikat­ion nach innen wie nach außen. Und für alles, was sich über Social Media abspiele, erst recht. (mhk)

Newspapers in German

Newspapers from Austria