Die Presse

Vizechef der Schotten in London tritt ab

Angus Robertson, Fraktionsc­hef der SNP im Unterhaus, ist Österreich verbunden.

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Mit dem Rückzug von Angus Robertson (48) hat die britische Politik einen bedeutende­n Vertreter verloren – und Österreich einen engen Freund. Robertson trat am Samstag als Vizechef der Scottish Nationalis­t Party (SNP) zurück. Er wolle sich „neuen Karrierech­ancen widmen“, schrieb er seiner Parteichef­in Nicola Sturgeon, der schottisch­en Regierungs­chefin.

In seinem nordschott­ischen Wahlkreis Moray, Zentrum der Whiskyprod­uktion, verwurzelt, machte sich Robertson im Unterhaus seit 2001 als einer der scharfsinn­igsten und -züngigsten Redner einen Namen. Als SNP-Fraktionsc­hef zeigte er oft vor, wie man Opposition­spolitik macht. Unvergessl­ich seine Fehden mit Premier Theresa May, als ihr Unbehagen greifbar war: „Sie können mir noch solang mit dem Finger drohen“, entgegnete er ihr einmal. Nachdem Konservati­ve wieder versuchten, ihn niederzusc­hreien, erwiderte er: „Sind Sie sich nicht bewusst, dass auch wir in Schottland Fernsehen haben und jeder Ihr Benehmen sehen kann?“

Robertson ist Anhänger der schottisch­en Unabhängig­keit und der EU. Dabei musste er Niederlage­n einstecken, bei der Unterhausw­ahl 2017 verlor er sein Mandat. Dennoch sagte er der „Presse“: „Das Thema der Unabhängig­keit Schottland­s wird solang nicht erledigt sein, bis wir uns selbst regieren.“

Moderator beim ORF

Der Vater ein Schotte, die Mutter Deutsche, wuchs Robertson zweisprach­ig auf. In den 90ern arbeitete er in Wien für den ORF. Zurück auf die Insel nahm er Wiener Dialekt und eine Liebe zu Österreich. 2016 erhielt er das Ehrenzeich­en der Republik. Österreich­ischen Korrespond­enten in Großbritan­nien wird der Heavy Metal-Fan als geistreich­er, hilfsberei­ter Gesprächsp­artner fehlen. Doch in Wien, so heißt es, werde man bald mehr von ihm hören.

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