Vonovia startet Milliardenkauf
Der größte deutsche Wohnungskonzern finanziert den Kaufpreis von zumindest 2,5 Mrd. Euro für die Buwog mit Fremdmitteln. Es ist schon der zweite große Deal in Österreich.
Wenn es um Immobilien geht, sind österreichische und deutsche Unternehmen im jeweiligen Nachbarland gleichermaßen äußerst aktiv: Während Immobilien-Tycoon Rene´ Benko in Deutschland mit Milliardenzukäufen seine Position in der KaufhausSzene stärkt, streckt der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia nun erneut seine Fühler über die Grenzen aus. Gestern, Montag, startete die Vonovia mit dem offiziellen Übernahmeangebot den bereits angekündigten Kauf der heimischen Buwog.
Das einzige im deutschen DAX notierte Immobilienunternehmen bietet den Buwog-Aktionären wie vereinbart 29,05 Euro pro Aktie in bar. Damit ist die Buwog gesamt mit 5,2 Mrd. Euro bewertet. Zur Erinnerung: Die Immofinanz zahlte 2003 – in dem jetzt vor Gericht verhandelten umstrittenen Kauf – knapp eine Mrd. Euro. Faktum ist, dass der Nettovermögenswert je Aktie (Vermögen abzüglich Schulden) mit rund 23 Euro unter dem aktuellen Aktienkurs liegt, womit die Buwog kein Schnäppchen ist.
Am Montag notierte das Buwog-Papier an der Wiener Börse in einem generell schwachen Umfeld leicht tiefer bei 28,72 Euro. Die Buwog-Aktie, die im Vorjahr nach einem schwachen Start von 21 auf 25 Euro zulegte, sprang nach der Ankündigung der Übernahme Mitte Dezember um gut 17 Prozent nach oben und konnte den Wertzuwachs bis jetzt halten. Die Vonovia-Aktie, die im Vorjahr deutlich von 31 bis auf 42 Euro zulegen konnte, hat sich zuletzt in der allgemeinen Börsen-Korrektur wieder auf 37,4 Euro verbilligt.
Auch die Inhaber der Wandelschuldverschreibungen werden bei dem Deal einbezogen. In der ersten Annahmefrist bietet der deutsche Immobilien-Konzern 115.753,65 Euro in bar je Wandelschuldverschreibung mit einem Nominalbetrag von 100.000 Euro. In der Nachfrist will Vonovia dann einen reduzierten Preis von 93.049,33 Euro je Wandelschuldverschreibung anbieten, wie aus der Aussendung hervorgeht. Die Angebotsfrist läuft bis 12. März.
Die Vonovia, die den Milliardendeal zur Gänze durch Fremdmittel finanzieren will – unter anderem aus dem Erlös einer vor Kurzem platzierten Anleihe – hat die Latte hoch gelegt: Nur wenn ihr bis 12. März die Buwog-Eigner mindestens 50 Prozent plus eine Aktie aller dann ausgegebenen Buwog-Aktien angedient haben, gilt die Übernahme als gelungen.
Einen Anhaltspunkt haben die Anleger für ihre Entscheidung: Vorstand und Aufsichtsrat der Buwog stünden dem Angebot auf Grundlage der zum gegenwärtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen weiter positiv gegenüber, hieß es. Man werde das Übernahmeangebot nun sorgfältig prüfen und voraussichtlich am 13. Februar eine ausführliche begründete Stellungnahme veröffentlichen, gab die Buwog bekannt.
Dann bedarf es noch der Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Das deutsche Bundeskartellamt hat die Freigabe für die geplante Übernahme bereits erteilt.
Mit der Übernahme entsteht ein Wohnungsimmobilienkonzern mit rund 400.000 Wohneinheiten (davon entfallen 49.000 auf die Buwog). Ende 2016 schluckte die Vonovia, die 2001 als Deutsche Annington gegründet worden ist und über die Jahre viele kleinere deutsche Immo-Gesellschaften kaufte, hierzulande die Conwert um 2,7 Mrd. Euro. Die größere Schwungmasse soll Kostenvorteile von rund 30 Mio. Euro jährlich bringen. Vonovia will etwa 4000 Wohnungen bauen, doppelt so viele wie bislang geplant. Der Portfoliowert der Vonovia liegt bei etwa 30 Mrd. Euro. Das Unternehmen beschäftigt rund 8400 Mitarbeiter. (eid)