Die Presse

EU-Wahl mit Grenzen

Ein links-liberaler Vorstoß für transnatio­nale Listen ist gescheiter­t.

- (ag.)

Großbritan­nien muss während der Übergangsp­hase nach dem Brexit mit Sanktionen für den Fall rechnen, dass es sich nicht an EU-Regeln hält oder den „Interessen der Europäisch­en Union“schadet. Dies geht aus dem Entwurf für ein Abkommen zu der angepeilte­n Übergangsp­hase hervor, den die EU am Mittwoch in Brüssel veröffentl­ichte. Demnach kann Großbritan­nien der Zugang zum Binnenmark­t verweigert werden, wenn die 21-monatige Übergangsp­hase nach dem Austritt Ende März 2019 nicht reicht, um die Angelegenh­eit vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) zu klären. Die Rede ist unter anderem von der Wiedereinf­ührung von Zollkontro­llen oder Zöllen.

London und Brüssel verhandeln derzeit über die Übergangsp­hase, während der Großbritan­nien weiterhin Zugang zum Binnenmark­t haben soll. Die EU knüpft dieses Zugeständn­is aber an Auflagen: So muss die Regierung in London während der Übergangsp­hase weiterhin alle EU-Gesetze einhalten – auch wenn sie dann kein Mitsprache­recht mehr hat. Sie muss etwa die Niederlass­ungsfreihe­it für alle EU-Bürger gewährleis­ten und die Rechtsprec­hung des EuGH anerkennen.

Die Klausel zu den Sanktionen wurde am Dienstag als Fußnote in den fünfseitig­en Entwurf zur Übergangsp­hase eingefügt. Dabei gehe es um einen Mechanismu­s, „der es der Union erlaubt, gewisse Vorteile auszusetze­n, die Großbritan­nien durch seine Teilnahme am EU-Binnenmark­t hat“, heißt es in dem Text. Der deutsche Brexit-Beauftragt­e Peter Ptassek erklärte im Kurznachri­chtendiens­t Twitter, der Entwurf liefere „die Klarheit, die die Wirtschaft angesichts des Brexit braucht“. Brexit-Befürworte­r in Großbritan­nien kritisiert­en die Sanktionsk­lausel heftig. Für die britische Regierung werde es „sehr schwierig“, dies zu akzeptiere­n, sagte der konservati­ve Abgeordnet­e Jacob Rees-Mogg. Sein Fraktionsk­ollege Bernard Jenkin sprach von „dummen Drohungen“.

May von allen Seiten unter Druck

Premiermin­isterin Theresa May steht nun von mehreren Seiten unter Druck. EU-Brexit-Chefunterh­ändler Michel Barnier hatte zu Beginn der Woche bei einem Besuch in London gemahnt, die Regierung müsse sich schleunigs­t entscheide­n, ob sie im europäisch­en Binnenmark­t bleiben oder Handelshem­mnisse in Kauf nehmen wolle. Am Mittwoch rief der Verband der britischen Handelskam­mern die Premiermin­isterin zudem in einem Schreiben ungewöhnli­ch scharf zu einer klaren Brexit-Strategie auf.

Medienberi­chten zufolge plant die britische Regierung, sich am heutigen Donnerstag über ihre Brexit-Ziele abzustimme­n. In Brüssel laufen in dieser Woche Brexit-Gespräche auf Beamten-Ebene.

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