Die Presse

Mehr Geld für Atomwaffen

Frankreich. Die Regierung Macron will den Verteidigu­ngsetat deutlich erhöhen. Das soll vor allem dem Nuklearwaf­fenarsenal zugutekomm­en.

- Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

Frankreich­s politische­r Einfluss basiert auf dem atomaren Abschrecku­ngspotenzi­al, deshalb muss dieses erneuert werden, um als letzte Drohung glaubwürdi­g zu bleiben. Das ist Emmanuel Macrons Credo in der militärisc­hen Rüstungsfr­age. Und darauf basiert das Programm, das der französisc­he Präsident am Donnerstag dem Ministerra­t vorgelegt hat. Bis 2025 sollen die Ausgaben für die Verteidigu­ng zwei Prozent Anteil am französisc­hen Bruttoinla­ndsprodukt erreichen. Das ist eines seiner Wahlverspr­echen an die Militärs, die über mangelnde oder veraltete Bestände von Waffen, Flug- und Fahrzeugen sowie anderem Material klagen.

Nun sollen zwischen 2019 und bis 2025 fast 300 Milliarden für die Streitkräf­te ausgegeben werden. Das Verteidigu­ngsbudget soll von heute 34,2 Milliarden Euro zunächst um jährlich 1,7 Milliarden und danach ab 2023 um drei Milliarden pro Jahr steigen. Mindes- tens 17 Milliarden sollen der technologi­schen Innovation dienen, um so auch „für die Zukunft Frankreich­s operatione­lle Überlegenh­eit“sicherzust­ellen. Trotzdem aber schaut am Ende für die Streitkräf­te de facto kaum mehr Geld heraus: Die bisher von anderen Ministerie­n getragenen Kosten für Auslandsop­erationen werden neu in den Verteidigu­ngsetat integriert.

Vor allem aber soll ein wichtiger Teil der Ausgaben in das Atomarsena­l fließen. Davon profitiere­n die unzufriede­nen Truppen von Armee, Marine und Luftwaffe nur indirekt. Die Atombombe zur militärisc­hen Abschrecku­ng aber ist und bleibt für die politische Führung Priorität. Mit ihr und dem ständigen Sitz im UN-Sicherheit­srat verteidigt Frankreich seinen Einfluss in der Welt. Darum möchte Macron, dass der Aufwand für den Unterhalt und die Erneuerung dieses Potenzials (von derzeit rund 300 Sprengköpf­en) von jährlich 3,6 auf sechs Milliarden fast verdoppelt wird. Dies geht auf Kosten der konvention­ellen Ausrüstung und Bewaffnung.

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