Die Presse

Auch Alpenschwe­ine haben Spaß im Schnee

Berchtesga­dener Land. Es gibt auch charmante Skigebiete ohne Maschinens­chnee, sprich Kunstschne­e, und das gleich hinter der Salzburger Grenze im Bayerische­n: bei Ramsau, auf dem Roßfeld und im autofreien Nationalpa­rk.

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ber mangelnde Niederschl­äge machen sich Burgi und Rudi Schaupp im Skigebiet Roßfeld im Berchtesga­dener Land keine Gedanken. „Die nordseitig­e Ausrichtun­g bringt uns bis in den April hinein Schneesich­erheit, und zwar ausschließ­lich Naturschne­e.“Frieren muss auf dem 1600 Meter hohen Roßfeld trotzdem kein Skifahrer, Tourengehe­r oder Schneeschu­hwanderer: Das Plateau liegt mit Rundum-Aussicht bis Salzburg stets in der Sonne. Und das ist seit 70 Jahren so, seit Rudis Vater den ersten Lift am Roßfeld eröffnete – „wegen der Ruhe, der Aussicht und dem schönen Schnee“. Im Sommer als Weidefläch­e genutzt, bieten die Almböden

ramsau.de, rossfeld.info, hochschwar­zeck.info, nationalpa­rkberchtes­gaden.bayern.de berchtesga­dener-land.com: bglt.de/schneeschu­h

Klimahotel, rehlegg.de z.B. Schneeschu­hwandern mit Eddy Balduin (Hauptguide der 24-h-Wanderung beim Outdoor-Festival) berchtesga­den-ski.de Pflichtter­min für Schneeschu­hwanderer: 7. Winter-Outdoor-Festival, 2.–4. März 2018, berchtesga­den.de/winter-outdoorfes­tival

Fackelwand­erung durch den urigen Zauberwald, der vor Jahrtausen­den durch einen Felssturz entstanden ist und zu Bayerns 100 schönsten Geotopen zählt, und um den Hintersee. Nationalpa­rk-Infozentru­m: haus-der-berge.bayern.de im Winter eine perfekte Schneegrun­dlage.

Genauso das etwas tiefer gelegene Skigebiet Hochschwar­zeck (1400 m) bei Ramsau bei Berchtesga­den: kein Maschinens­chnee, unbeschnei­ter Pistenspaß. Geschäftsf­ührer Christian Riel hat für schneearme Zeiten eine Attraktion parat: den Hirscheckb­litz, eine 2011 mit Rodellegen­de Georg Hackl entwickelt­e, 2,4 Kilometer lange Naturrodel­bahn, vor Jahren schon vom ADAC gekürt zu „Deutschlan­ds bester Rodelbahn“. Das Hochschwar­zeck liegt den Ramsauern sehr am Herzen: 2003 wäre es fast geschlosse­n worden. Heute gehört es rund 350 Bürgern, die sich für den Erhalt eingesetzt haben. „Mit Herzblut“, meint Riel.

Über allem thront der mächtige Watzmann. Das ist die naturgemac­hte Kulisse der kleinen Gemeinde Ramsau, seit 2015 das erste deutsche Bergsteige­rdorf, in der Unesco-Biosphären­region Berchtesga­dener Land. „Das verpflicht­et“, sagt Hotelier Hannes Lichtmanne­gger. Nachhaltig, regional, naturverbu­nden lautet seine Philosophi­e, die für den Gast spürbar gelebt wird. „Wir wollen eine Winwin-Situation für die Produzente­n, die Landwirtsc­haft, den Gast und unseren Lebensraum.“Umgesetzt wird diese Philosophi­e bei ihm im Berghotel Rehlegg, ausgezeich­net unter anderem als Klimahotel. Ein Beispiel für die Regionalit­ät: das Schwarze Alpenschwe­in. Einst wa- ren sie auf Bergweiden gang und gäbe, fraßen Gräser und Kräuter und lieferten bestes Fleisch. 1907 wurde in Bayern das letzte Alpenschwe­in geschlacht­et. „Als ich davon hörte, war klar, dass diese Rasse wieder bei uns angesiedel­t werden muss.“Mit zwei Partnerbau­ern nahm er die Zucht der Schwarzen Alpenschwe­ine wieder auf. Lichtmanne­gger finanziert sie und ist auch Hauptabneh­mer des Fleisches.

Rummel und Trubel sind in dem 1800-Seelen-Dorf Ramsau Fremdworte. Ruhig und roman- tisch gleiten die Gäste des Frankenkut­schers Rudi mit seinem Pferdeschl­itten auf knirschend­em Naturschne­e in den autofreien benachbart­en Nationalpa­rk. Weit zieht sich das Klausbacht­al in die Bergwelt hinein. Und wenn der gebürtige Franke sein „Wägele“anhält, gibt es Besonderes zu sehen. Ab Spätherbst findet das Rotwild in den verschneit­en Bergen keine Nahrung mehr und zieht in tiefere Tallagen. Bei der Wildfütter­ung sind bis zu 50 der sonst scheuen Rothirsche und Hirschkühe mit ihren Kälbern von einem Holzturm und zwei weiteren Aussichtsp­lattformen zu beobachten (auch für Besucher mit Bewegungse­inschränku­ngen erreichbar). Im Klausbacht­al haben auch Steinadler ihr Revier und zeigen sich – vorausgese­tzt man kennt ihre Strategien, um im winterlich­en Nationalpa­rk zu überleben. Die Ramsau ist eine Gegend, um zur Ruhe zu kommen, in und mit der Natur, dem natürliche­n Rhythmus ganz nah.

Das meint Lichtmanne­gger, wenn er sagt, seine Gäste reisen nach ihrem Besuch „ganz rehleggst“wieder ab. (A. Wagner)

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