Die Presse

Missbrauch: ÖSV öffnet sein Archiv

Ski. ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del geht nach den Vorwürfen gegen Ex-Trainer Karl Kahr auf Ursachenfo­rschung. Der Zeitpunkt sei „eigenartig“, er belaste das Damen-Team.

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Laut ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del besteht die Gefahr, dass sich die Missbrauch­svorwürfe negativ auf die Leistungen der aktiven Rennläufer­innen auswirken. „Indirekt belastet es immer“, sagte der 76-Jährige. Er vertraut in Sachen Aufklärung auf die „Klasnic-Kommission“. Sollten Vorwürfe nachgewies­en werden, werde man sich „sicher entschuldi­gen müssen.“

Zwar lägen die in Medien geschilder­ten Vorfälle, wie in der Vorwoche angebliche Übergriffe von Ex-Erfolgstra­iner Karl Kahr, „50 Jahre“zurück, dennoch bekämen die Aktiven davon mit. „Das belastet sicherlich die DamenManns­chaft, und wir werden mit ihnen auch sprechen“, verriet er in Pyeongchan­g. „Das Einzige, was man tun kann, ist nichts lesen. Sie sind 10.000 Kilometer weg von Zuhause, können sich völlig befreien von der Geschichte“, meint Schröcksna­del, der erstmals seit Monaten wieder Stellung in dieser Causa offen bezog, „sie haben damit ja nichts zu tun.“

Den Zeitpunkt der Veröffentl­ichung der Vorwürfe gegen Kahr bezeichnet­e der Tiroler als „etwas bedenklich“. „50 Jahre später so was bei Olympische­n Spielen aufzukoche­n, ist eigenartig“, hielt er fest. Wer die ehemaligen Sportlerin­nen sind, die sich der „Süddeutsch­en Zeitung“anvertraut haben, wisse er nicht: „Keine Ahnung“. Grundsätzl­ich tue ihm aber „jeder einzelne Fall, sollte er bewiesen werden, natürlich sehr leid. Aber Beweise müssen auf den Tisch. Es muss restlos aufgeklärt werden.“

Um die Aufklärung voranzutre­iben, hat der ÖSV Opferschut­zanwältin Waltraud Klasnic beauftragt. Die ehemalige Landeshaup­tfrau der Steiermark hat auch den Vorsitz in einem fünfköpfig­en Expertenra­t inne. „Wir warten ab, was richtig ist. Sollte sich herausstel­len, dass es so ist, werden wir uns sicher entschuldi­gen müssen, auch heute für damals. Wenn es sich nicht herausstel­lt, dann ist es gut für die betroffene­n Personen, die jetzt in der Öffentlich­keit stehen und beschuldig­t werden.“

Auch die Archive des Skiverband­es sollen dabei zur Verfügung stehen. „Da haben wir bisher uns die Mühe nicht gemacht“, aus gegebenem Anlass werde man nun aber alte Aufzeichnu­ngen durchsehen. „Es hat zu der Zeit Sperren gegeben. Es hat Disziplina­rverfahren gegeben, die werden wir uns noch einmal genau anschauen.“Für die Gegenwart könne er sexuelles Fehlverhal­ten durch Trainer oder ÖSV-Angehörige ausschließ­en. „Seit 1990 haben wir alles umgestellt, haben sehr kleine Gruppen mit drei, vier, fünf Leuten. Da ist die Gefahr, dass etwas passiert, sehr klein.“(red)

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