Die Presse

Besuch aus Israel für Strache, Kneissl & Co.

Diplomatie. Jehuda Glick von Israels Regierungs­partei Likud reiste zu FP-Chef Strache, FP-Generalsek­retär Vilimsky und Außenminis­terin Kneissl nach Wien. Er ist für eine Aufhebung der Kontaktspe­rre mit der FPÖ.

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Es ist ein Besuch, mit dem die FPÖ zeigen will, dass sie auch Kontakt zu israelisch­en Politikern hat. Dafür ist der Abgeordnet­e der rechten israelisch­en Regierungs­partei Likud, Jehuda Glick, eigens nach Wien gereist. Heute, Dienstag, soll Glick mit FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache sowie mit der von der FPÖ nominierte­n Außenminis­terin, Karin Kneissl, zusammentr­effen. Am Montag führte Glick bereits Gespräche mit FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky. Danach veröffentl­ichte Vilimsky auf Twitter ein Bild, das ihn bei einem besonders herzlichen Handschlag mit Glick zeigt. Und er lobte das „großartige Treffen“, mit dem die Beziehunge­n zwischen Israel und Österreich vertieft würden.

Die FPÖ kämpft schon seit Längerem um die Akzeptanz des offizielle­n Israel – ein Wunsch, der sich nun nach dem Eintritt der Freiheitli­chen in die österreich­ische Regierung weiter verstärkt hat. Doch nach wie vor ist von israelisch­er Seite eine Kontaktspe­rre zur FPÖ aufrecht. Sie wurde ursprüngli­ch im Jahr 2000 verhängt – damals, als die Freiheitli­chen unter Jörg Haider eine Koalition mit der ÖVP von Wolfgang Schüssel geformt hatten. Demnach ist es israelisch­en Regierungs­mitglieder­n und Diplomaten untersagt, mit FPÖ-Politikern zu kommunizie­ren.

Damals hatte es massive Kritik aus Israel an Schwarz-Blau gegeben. Der israelisch­e Botschafte­r wurde vorübergeh­end abgezogen. Jetzt, nach der Bildung der neuen ÖVP/ FPÖ-Regierung, blieb eine derart heftige Reaktion aus. Die Kontaktspe­rre zur FPÖ wurde von Israel aber bestätigt. Der israelisch­e Premier, Benjamin Netanjahu, werde „direkte Kontakte mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz haben“, hieß es in einer Mitteilung der israelisch­en Botschaft. In den von der FPÖ geführten Ministerie­n werde Israel „momentan“aber nur Kontakte zu Beamten dieser Ressorts unterhalte­n. Davon betroffen ist auch Außenminis­terin Kneissl, die zwar nicht Mitglied der Freiheitli­chen Partei ist, jedoch auf Vorschlag von FPÖ-Chef Strache ihren Regierungs­posten erhalten hat.

Zugleich hieß es aus Israel, dass man aber noch evaluieren werde, wie man in Zukunft mit der FPÖ und ihren Ministern umgehen soll.

Am 31. Jänner fand im israelisch­en Parlament, der Knesset, ein Treffen statt, bei dem über den künftigen Umgang mit den Freiheitli­chen diskutiert wurde. Daran sollen neben israelisch­en Abgeordnet­en auch Vertreter des israelisch­en Außenamtes und der österreich­ische Botschafte­r teilgenomm­en haben. Auch der israelisch­e Außenpolit­ik-Thinktank Mitvim war vertreten.

Skepsis in der Knesset

Mitvim hat Aussagen israelisch­er Abgeordnet­er während des Treffens veröffentl­icht: Der Vorsitzend­e der parlamenta­rischen israelisch-österreich­ischen Freundscha­ftsgesells­chaft, Amir Peretz, zeigte sich demnach – so wie die meisten anderen – skeptisch. „Die Erinnerung an die Holocaust-Opfer und die Stimmen der Überlebend­en sind für den Staat Israel wichtiger als jede taktische Allianz“, sagte der Politiker des Mitte-linksBündn­isses Zionistisc­he Union.

Jehuda Glick vom rechten Likud hingegen kündigte bereits damals seine „Vermittlun­gsreise“nach Wien an und bezeichnet­e Strache als „Freund Israels“. (w. s.)

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