Schwarz: Bischöfe waren eingeweiht
Kirche. Der damalige Erzbischof Kothgasser hat ein unter Verschluss gehaltenes Papier verfasst. Der Mitbruder sollte den Vorwurf des „Frauenkabinetts“klären – „um der Glaubwürdigkeit willen“.
Was wussten Österreichs Bischöfe über ihren Kollegen Alois Schwarz? Kannten sie die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden? Die Kritik an seinem Führungsstil? An den einsamen Entscheidungen? An der häufigen Umgehung der zuständigen Gremien? An der bemerkenswerten Personalfluktuation in wichtigen Funktionen der Kärntner Diözese? Und am Einfluss zweier Frauen im engen beruflichen Umfeld des Bischofs?
Alles. Die Bischöfe wussten alles – von Kardinal Christoph Schönborn abwärts war der Episkopat mit den Vorgängen wohl vertraut. Dies belegt, wie die „Presse“exklusiv erfährt, ein bisher unter Verschluss gehaltenes Papier, das in derart gelagerten Fällen gemeinhin mit dem Adjektiv brisant versehen wird.
Eine der Schlüsselpassagen darin im Wortlaut: „Die Haltung und der Umgang im Zusammenhang mit dem Vorwurf eines ,Frauen- und Küchenkabinetts‘ (so die Bezeichnung in der Medienberichterstattung, Anm. d. Red.) bedarf verantwortungsvoller und entschiedener Klärung in Entsprechung zur äußerst notwendigen pastoralen Klugheit um der Glaubwürdigkeit und Eindeutigkeit des Hirtendienstes willen.“
Als Autor dieses Schreibens fungiert Alois Kothgasser. Weshalb er? Der Erzbischof von Salzburg ist neben dem von Wien einer der beiden Metropoliten, die Kirchen- provinzen leiten. In dieser Funktion hat er „darüber zu wachen, dass der Glaube und die kirchliche Disziplin genau gewahrt werden, und eventuelle Missbräuche dem Papst mitzuteilen“, wie das Kirchengesetzbuch unmissverständlich formuliert. Nun gehört GurkKlagenfurt zur Salzburger Kirchenprovinz. Daher hat die Bischofskonferenz auch den damals amtierenden heute emeritierten Salzburger Erzbischof beauftragt, in der südlichsten Diözese in einer Art Visitation light nach dem Rechten zu sehen.
Schönborn, Kothgasser, der damalige, mittlerweile verstorbene Apostolische Nuntius Edmond Farhat und im Vatikan der Präfekt der Bischofskongregation Kardinal Giovanni Battista Re waren aufgeschreckt durch namentlich gezeichnete Briefe. Kothgasser pilgerte also anno 2008 – fast auf den Tag genau vor zehn Jahren! – nach Kärnten und führte dort offenbar Gespräche. Das Ergebnis ist das erwähnte Papier. Darin heißt es eher gewunden formuliert weiter, in der Sache aber eindeutig: „Die Unklarheit und Unsicherheit, wer letztlich die Entscheidungen (vor allem in Personalfragen) in der Leitung der Diözese fällt, und welches die Vertrauten, die Berater und Beraterinnen des Bischofs im Hintergrund sind, schafft Unklarheiten und Unsicherheiten vor allem bei den Mitverantwortlichen (Konsistorium, Priesterrat, Ordinariat).“
Wer leitet die Diözese?
Kurz gesagt heißt das: Es wird in Zweifel gezogen, dass der – einzig dafür verantwortliche – Bischof Schwarz wesentliche Entscheidungen in der Leitung der Diözese selbst trifft. Jedenfalls wurde dieses Papier später an Kothgassers Nachfolger Franz Lackner weitergereicht. Ob die „Unklarheit“jemals beseitigt worden ist, muss bezweifelt werden. Anders sind weitere Schreiben und einschlägige Medienberichte über Vorgänge in Kärntens Kirche nicht erklärbar.
Eine der beiden Frauen, denen großer Einfluss auf Schwarz zugeschrieben wurde, ist übrigens am Wochenende in einen mehrwöchigen Urlaub entlassen worden. Und Schwarz ist ja jetzt aus der Salzburger in die Wiener Kirchenprovinz zurückversetzt worden.
Sein neuer Metropolit: Christoph Schönborn. Er ist mit dem Fall, wie wir nun wissen, vertraut. Ihm bleibt doch nichts erspart.