„Proletenhaft“: Rauer Ton in ÖVP-Tirol
Konflikt. Die Politik der Bundesregierung sorgt in der Tiroler ÖVP für heftige Auseinandersetzungen. Das Duell lautet Arbeitnehmer- gegen Wirtschaftsbund.
Innsbruck/Wien. So kennt man die ÖVP nicht: Seit Sebastian Kurz Bundesobmann ist, herrscht relative Ruhe in der Partei. Die Länderchefs schießen nicht quer, der Arbeitnehmerbund der ÖVP (ÖAAB) trägt die wirtschaftsfreundlichen Maßnahmen mit – öffentliche Konflikte gibt es nicht.
Zumindest nicht in Ostösterreich. Westlich des Wilden Kaisers dagegen geht es ÖVP-intern rund. Zwischen Vertretern des AAB und des Wirtschaftsbunds in Tirol schwelt schon länger ein Konflikt, jetzt aber bricht er offen aus. Über Zeitungsinterviews richtet man sich Unfreundlichkeiten aus, die für die Tiroler Landespartei zu einem Problem werden könnten.
Auslöser ist, wie schon öfter in der Vergangenheit, der Direktor der Arbeiterkammer (AK), der in Tirol von der ÖVP gestellt wird. Als solcher hat Erwin Zangerl wiederholt die Politik der ÖVP-FPÖ-Koalition als arbeitnehmerfeindlich beschrieben. Es sei „unsere Pflicht, die Menschen vor dieser neoliberalen Regierungsdiktatur zu schützen“, meinte das ÖVP-Mitglied in einem Interview mit der „Kronen Zeitung“Tirol. „Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich einmal auf die Straße gehen werde. Doch diese Regierung zwingt uns dazu.“
„Spannungen“im Klub
Das war einem Parteifreund dann doch zu viel. „Was Erwin Zangerl aufführt, ist einfach proletenhaft“, schoß Tirols Wirtschaftsbundobmann, Franz Hörl, in der „Tiroler Tageszeitung“zurück, der Zangerl laut der Zeitung sogar als „Maulheld“bezeichnet habe.
Der via Medien ausgetragene Schlagabtausch soll nur Folge einer heftigen internen Diskussion sein, die es in der Tiroler ÖVP gegeben habe. Die Vorgangsweise der Regierung beim Zwölf-Stunden-Arbeitstag habe für harte Diskussionen im Klub und mit Tiroler Regierungsmitgliedern geführt, bei denen unschöne Vergleiche gezogen worden sein sollen.
Der Tiroler ÖVP-Landtagsklub gibt in einer Stellungnahme „Spannungen“zu. Schreiduelle habe es aber nicht gegeben.
Im Büro von Tirols ÖVP-Chef Landeshauptmann, Günther Platter, wollte man sich nicht direkt zum Konflikt äußern. Befragt, ob Platter mit den Streithähnen sprechen werde, hieß es nur, er spreche immer mit den beiden Parteimitgliedern. (rie/APA)