Die Presse

Wiens Umgang mit den Touristenm­assen

Schloss Schönbrunn ließ die Besucherst­röme untersuche­n.

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Wien. Viele Besucher sind zwar aus wirtschaft­licher Sicht erfreulich, stellen für manche Sehenswürd­igkeiten aber eine große Herausford­erung dar: Im Schloss Schönbrunn etwa steigen die Besucherza­hlen seit Jahren, an Spitzentag­en kommen bis zu 10.000 Menschen. Die Möglichkei­t – wie internatio­nal üblich –, vorab online Tickets für eine bestimmte Uhrzeit zu kaufen (und damit längere Wartezeite­n zu vermeiden), wird in Schönbrunn noch nicht stark angenommen: Nur acht Prozent der Tickets werden online gebucht, Tendenz allerdings steigend.

Um die Wartezeite­n für Besucher zu verringern und generell den Besuch qualitativ zu verbessern, hat das Schloss Schönbrunn das Austrian Institute of Technology mit einer umfassende­n Besucherst­romanalyse beauftragt: So wurde etwa genau erfasst, in welchen Räumen die Besucher (zu) lange verweilen, wo also etwa Staus entstehen, und Maßnahmen entwickelt, mit denen Touristen effizient durch die Räume geleitet werden können. All das soll einerseits die Zufriedenh­eit der Besucher erhöhen, die Besucherma­ssen in geordnete Bahnen bringen, aber auch, wie eine Sprecherin sagt, „der Schonung der historisch­en Bausubstan­z möglichst gerecht werden. Das Unesco-Weltkultur­erbe ist uns ein großes Anliegen.“

Im Stephansdo­m wiederum war der Touristena­ndrang vor Jahren so groß, dass man sich entschloss, einen großen Teil des Doms für die breite Masse zu sperren: Der Altar und der vordere Teil können seit 2005 nur noch im Zuge von Führungen (oder mit einem kostenpfli­chtigen Audioguide) besucht werden. Für Menschen, die zum Beten kommen, ist der Dom kostenfrei zugänglich.

Wer die Karlskirch­e besuchen will, muss ebenfalls Eintritt zahlen: Die Maßnahme wurde aber nicht wegen zu vieler Touristen eingeführt – mit den Eintrittsg­eldern (inkludiert ist eine Fahrt mit dem Lift zur Kuppel) wird die Sanierung der Kirche finanziert. (mpm)

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