Trump bekennt sich doch zur Nato
Großbritannien. Zehntausende Demonstranten bereiten sich auf den Besuch Trumps vor – mit Ballons, die das Antlitz des Präsidenten zeigen. Die britische Regierung hofft indes auf ein Handelsabkommen mit den USA.
Trotz seiner scharfen Kritik an der Nato hat sich US-Präsident Donald Trump grundsätzlich zum transatlantischen Bündnis bekannt. Die USA fühlten sich der Allianz verpflichtet, sagte Trump gestern zum Abschluss des zweitägigen Nato-Gipfels in Brüssel. Zuvor wurde eine Krisensitzung einberufen, nachdem der US-Präsident bei Gesprächen erneut höhere Verteidigungsausgaben gefordert hatte.
Ausgerechnet der sprichwörtliche „Freitag, der 13.“wird heute der Hauptbesuchstag von US-Präsident Donald Trump in Großbritannien sein. Dabei wird er sich nur kurz in der Hauptstadt aufhalten. Doch London hat sich auf seinen Besuch vorbereitet. Und „The Donald“wird dort omnipräsent sein: Neben dem Parlament schwebt ein riesiger Ballon, der Trump als weinerliches Baby in Windeln und einem Mobiltelefon in seinen kleinen Händen darstellt. Die umstrittene Verspottung des US-Präsidenten ist nur Auftakt zu Protestkundgebungen im ganzen Land unter dem Motto „Together Against Trump“.
Allein in London werden mindestens 50.000 Teilnehmer erwartet, 10.000 Angehörige der Sicherheitskräfte sind im Einsatz und die Residenz des US-Botschafters, in der Trump übernachtete, ist abgeriegelt. „Eine Schande ist das“, schimpft eine Anrainerin am noblen Regents Park.
Proteste gegen die Politik der USA sind in London nicht außergewöhnlich. Gegen den drohenden Angriff im Irak ging Anfang 2003 mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Dieses Mal aber ist es persönlich. Präsident Trump habe „das größte Ausmaß an Unbehagen und Spannungen gegen eine individuelle Persönlichkeit“erzeugt, meint Scott Lucas, Professor für Amerika-Studien an der Universität Birmingham. „Bei den Protesten geht es darum, die amerikanischen Werte gegen diesen Mann hochzuhalten.“
Wenn auch der Ballon umstritten ist und erst nach Zehntausenden Unterschriften auf einer OnlinePetition von der Londoner Stadtverwaltung gestattet wurde, scheint er doch einen Nerv zu treffen: Nach einer zur Wochenmitte veröffentlichten Umfrage haben 77 Prozent der Briten eine negative Meinung zu Trump. 63 Prozent halten ihn für einen Rassisten, 74 Prozent für sexistisch. Die vielbeschworene „special relationship“aufrechtzuerhalten, ist da nicht so einfach.