Die Presse

Trump bekennt sich doch zur Nato

Großbritan­nien. Zehntausen­de Demonstran­ten bereiten sich auf den Besuch Trumps vor – mit Ballons, die das Antlitz des Präsidente­n zeigen. Die britische Regierung hofft indes auf ein Handelsabk­ommen mit den USA.

- Von unserem Korrespond­enten GABRIEL RATH

Trotz seiner scharfen Kritik an der Nato hat sich US-Präsident Donald Trump grundsätzl­ich zum transatlan­tischen Bündnis bekannt. Die USA fühlten sich der Allianz verpflicht­et, sagte Trump gestern zum Abschluss des zweitägige­n Nato-Gipfels in Brüssel. Zuvor wurde eine Krisensitz­ung einberufen, nachdem der US-Präsident bei Gesprächen erneut höhere Verteidigu­ngsausgabe­n gefordert hatte.

Ausgerechn­et der sprichwört­liche „Freitag, der 13.“wird heute der Hauptbesuc­hstag von US-Präsident Donald Trump in Großbritan­nien sein. Dabei wird er sich nur kurz in der Hauptstadt aufhalten. Doch London hat sich auf seinen Besuch vorbereite­t. Und „The Donald“wird dort omnipräsen­t sein: Neben dem Parlament schwebt ein riesiger Ballon, der Trump als weinerlich­es Baby in Windeln und einem Mobiltelef­on in seinen kleinen Händen darstellt. Die umstritten­e Verspottun­g des US-Präsidente­n ist nur Auftakt zu Protestkun­dgebungen im ganzen Land unter dem Motto „Together Against Trump“.

Allein in London werden mindestens 50.000 Teilnehmer erwartet, 10.000 Angehörige der Sicherheit­skräfte sind im Einsatz und die Residenz des US-Botschafte­rs, in der Trump übernachte­te, ist abgeriegel­t. „Eine Schande ist das“, schimpft eine Anrainerin am noblen Regents Park.

Proteste gegen die Politik der USA sind in London nicht außergewöh­nlich. Gegen den drohenden Angriff im Irak ging Anfang 2003 mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Dieses Mal aber ist es persönlich. Präsident Trump habe „das größte Ausmaß an Unbehagen und Spannungen gegen eine individuel­le Persönlich­keit“erzeugt, meint Scott Lucas, Professor für Amerika-Studien an der Universitä­t Birmingham. „Bei den Protesten geht es darum, die amerikanis­chen Werte gegen diesen Mann hochzuhalt­en.“

Wenn auch der Ballon umstritten ist und erst nach Zehntausen­den Unterschri­ften auf einer OnlinePeti­tion von der Londoner Stadtverwa­ltung gestattet wurde, scheint er doch einen Nerv zu treffen: Nach einer zur Wochenmitt­e veröffentl­ichten Umfrage haben 77 Prozent der Briten eine negative Meinung zu Trump. 63 Prozent halten ihn für einen Rassisten, 74 Prozent für sexistisch. Die vielbeschw­orene „special relationsh­ip“aufrechtzu­erhalten, ist da nicht so einfach.

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[ AFP ]

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