Die Presse

. . . und ein paar Seiten vorher Krokodilst­ränen

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„Die neue Unfreiheit und die drängende Sehnsucht . . .“, Reise, 24. 10. Mein erster Leserbrief seit Jahren, aber dieser Artikel hat mich provoziert. Zehn Sehnsuchts­orte Ihrer Redaktion, wohin sie unbedingt nach Aufhebung der Beschränku­ngen, möglichst sofort, wieder fahren wollen. Von den zehn Zielen selbstrede­nd die Hälfte außerhalb Europas, möglichst weit weg, wie Neuseeland, Australien, Japan, Kanada, Thailand. Keine intensive, einmalige Studienrei­se, sondern „zehn Tage nach Neuseeland“, „es tut so weh, wenn man es im Herbst nicht nach Kanada schafft“, „jedes Jahr nach Thailand“, „wieder nach Tasmanien“, „zu meiner Hütte nach Norwegen“, „einmal im Winter in Wien ist ein Experiment“– usw.

Auch ich reise gern, bin mir aber im Klaren, dass wir unser Verhalten aufgrund der Klimaprobl­ematik ändern müssen. Deshalb halte ich „Werbung“für Fernreisen nach dem Motto „möglichst weit und möglichst oft“für falsches Denken von gestern, welches wir bald überwinden sollten.

Ihre Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r träumen ja nicht nur, sondern sie werden alles in der Macht ihres Mediums stehende tun, um dieses Verhalten den Menschen weiter nahezubrin­gen.

Damit werden sie unter anderen die Fluggesell­schaften erfreuen, die ihnen mit Inseraten danken werden. CO2-Ausstoß und Umweltkris­e werden in Ihrer Zeitung ja ein paar Seiten vorher mit Krokodilst­ränen behandelt. Möglichst ohne bei der persön

lichen Verantwort­ung von uns allen anzustreif­en.

Peter Klugar, 1070 Wien

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