Die Presse

Kurios, überrasche­nd, witzig: Schlüssels­zenen eines Gerichtsdr­amas

Rückblick. Der Grasser-Prozess ist erstinstan­zlich zu Ende gegangen. Hier ein Rückblick auf prägende Szenen. Und emotionale Momente.

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Wien. Nach dem Auftakt am 12. Dezember 2017 (siehe oben) wird es am Tag 4, dem 15. Dezember 2017, spannend. Der frühere PR-Agentur-Besitzer Peter Hochegger lässt ein Teilgestän­dnis verlesen: Er wisse, dass von der Buwog-Provision 2,4 Millionen Euro für Karl-Heinz Grasser bestimmt waren. Letzterer bestreitet das in der Prozesspau­se.

Tag 9, 10. Jänner 2018: Grasser-Anwalt Manfred Ainedter hat den Bogen überspannt. Weil er, selbst starker Raucher, in einer Rauchpause die Laienricht­er auf persönlich­e Bereiche ihres Lebens angesproch­en hat, gibt es eine Rüge durch die Richterin: „Herr Doktor, Sie wissen aus ihrer langjährig­en Erfahrung, dass das nicht geht.“

Am Tag 11 (25. Jänner 2018) warten alle auf die erste Grasser-Einvernahm­e, doch die Richterin überrascht, indem sie Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovic­s als den zweiten Angeklagte­n nach Hochegger befragt. Am 13. Februar 2018, es ist Tag 15, beginnt die Einvernahm­e des angeklagte­n Raiffeisen­OÖ-Vorstandes Georg Starzer. Enttäuschu­ng. Wieder kein Grasser.

Tag 25, 4. April 2018: Anwalt Michael Dohr kommt im schwarzen Talar mit weißem Spitzenkra­gen, nachdem die Anwaltskam­mer als Dresscode den noblen Talar bei Geschworen­en- und Schöffenpr­ozessen empfohlen hat – zuvor fiel Dohr durch gewagte, knallbunte Anzüge auf.

Am Tag 29, man schreibt den 12. April 2018, sagt Walter Meischberg­er erstmals aus. Es ist bereits Tag 38 (12. Juni 2018), als Meischberg­er seine berühmten Sager „Wo woar mei Leistung?“und „Da bin i jetzt supernacke­rt“bringt.

Endlich. Tag 41. Es ist der 19. Juni 2018. Grasser kommt erstmals zu Wort. Doch einer muss noch viel länger warten: Es ist schon Tag 54, der 3. Oktober 2018, als der letzte Angeklagte, der Jurist Gerald Toifl, erstmals einvernomm­en wird.

Tag 75 – 19. Februar 2019: Der Zeugenaufm­arsch beginnt. Und es dauert bis zum Tag 81 (6. März 2019), ehe Michael Ramprecht, einst Grasser-Mitarbeite­r, als Belastungs­zeuge aussagt. Der Tag 102, 24. Juli 2019, macht es für Grasser nicht besser: Auch Willibald Berner, einst Kabinettsc­hef im Verkehrsre­ssort, belastet den Ex-Minister. Am 12. September 2019, Tag 106, darf Grasser eine dreistündi­ge Verteidigu­ngsrede halten.

Tag 139 – 2. Juni 2020: Nach dem Corona-Shutdown wird wieder verhandelt. Schließlic­h kommt Tag 168, der 15. Oktober: Die Angeklagte­n tragen Schlusswor­te vor. Die Verhandlun­g endet. (m. s.)

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