Nächster Schrecken in einer turbulenten Karriere
Skispringen. Eva Pinkelnig erlitt bei einem Trainingssturz einen Milzriss und wurde notoperiert. Es ist nicht der erste Rückschlag für die Vorarlbergerin, 32, die sich schon einmal wider die Prognosen eindrucksvoll zurückgekämpft hat.
Seefeld/Wien. Ein Schreckmoment hat das österreichische SkisprungLager am Donnerstag durchfahren. Eva Pinkelnig stürzte beim Training in Seefeld und erlitt einen Milzriss. Die Vorarlbergerin wurde umgehend ins Krankenhaus nach Innsbruck gebracht und dort erfolgreich notoperiert. „Sie ist bei der Landung unglücklich zu Sturz gekommen. Unser Co-Trainer Romed Moroder ist vor Ort dabei gewesen. Zum Glück hat die Notfallkette perfekt funktioniert, und Eva wurde noch am selben Tag operiert“, erläuterte Cheftrainer Harald Rodlauer. Demnach war die 32-Jährige nach dem Sturz bei Bewusstsein und ansprechbar.
Prognosen über den Heilungsverlauf sowie zu einem möglichen Comeback wollte man im ÖSV nicht abgeben. „Wann sie wieder in den Spitzensport zurückkehren kann, ist derzeit noch offen. Wichtig ist jetzt vor allem, dass sie wieder ganz gesund wird, und dann schauen wir weiter“, erklärte Rodlauer. Die Gesamtweltcupdritte sei jedenfalls in guter Form für den Saisonstart am 18. Dezember in Ramsau gewesen. „Sie hat zuletzt sehr gut trainiert und war auf einem sehr guten Weg.“
Schädel-Hirn-Trauma 2017
Für Pinkelnig war es nicht der erste schwere Sturz, sie hat bereits eindrucksvolle Comeback-Qualitäten bewiesen. Als Spätstarterin war Pinkelnig erst mit 24 Jahren zum Skispringen gekommen, 2014 debütierte sie im Weltcup. Spitzname „UFO“, das unbekannte Flugobjekt. Dass sie 2019 bei der WM in Falun zweimal Silber (Team, Mixed) und vergangene Saison ihre ersten drei Weltcupsiege feiern würde, hätten ihr vor drei Jahren nur die Wenigsten zugetraut. 2017 hing nicht nur die Sportkarriere, sondern ihre Lebensqualität an einem seidenen Faden.
Bei einem Trainingssturz in Ramsau erlitt Pinkelnig eine schwere Gehirnerschütterung. Statt zu pausieren, tingelte sie weiter durch den Weltcup. Mit gravierenden Folgen. Nach dem nächsten heftigen Sturz in Oberstdorf diagnostizierten die Ärzte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die gelernte Freizeitpädagogin verlor nicht nur ganze Tage in der Erinnerung, sondern hatte mit groben neurologischen Ausfällen, etwa beim Sehvermögen, zu kämpfen. „Es waren Anzeichen von Alzheimer da“, erzählte sie, „mein Hirn hat Strukturen aufgewiesen, die jemand in meinem Alter eigentlich nicht haben dürfte.“
Auf eigene Faust und Kosten suchte Pinkelnig Spezialisten auf und konnte sich mit konsequentem Training verlorene neurologische Fertigkeiten wieder antrainieren. 2018 kehrte sie auf die Schanze zurück. „Das Kämpfen liegt in meiner Natur“, so die Vorarlbergerin. „Deshalb bin ich nach jedem Fußtritt wieder aufgestanden.“Es ist Pinkelnig zu wünschen, dass es ihr auch diesmal gelingt.
Saison mit Fragezeichen
Die Hiobsbotschaft von Pinkelnigs Verletzung ereilte die ÖSV-Skispringerinnen nur drei Tage, nachdem mit Verspätung der Saisonauftakt fixiert worden war: Nach der unbestimmten Verschiebung der Bewerbe in Lillehammer sprang Ramsau ein. Es bleiben jedoch Fragezeichen, denn die Stationen in Japan bzw. im Februar in China erscheinen noch ungewiss.
Die Vorsaison war eine der erfolgreichsten für die Österreicherinnen gewesen. Neben Pinkelnig sorgten Chiara Hölzl (6) und Marita Kramer (1) für insgesamt acht Siege (zwei weitere im Team), nur im Gesamtweltcup mussten sie Olympiasiegerin Maren Lundby (NOR) den Vortritt lassen. (swi)