Nach dem Restrisiko
die FIA wird ja derzeit verklagt.“Von der Bianchi-Familie, die dem Weltverband eine Mitschuld am Tod ihres Sohnes gibt.
Der zweite Angriffspunkt ist der sogenannte „Halo“, jener Cockpitschutz, der die Piloten besser vor herumfliegenden Teilen schützen soll, der aber auch sehr umstritten ist, und dies nicht nur wegen der buchstäblich schiefen Optik. „Überdimensionierter umgedrehter Flip-Flop“gehört noch zu den harmloseren Bezeichnungen. Darüber hinaus wurden von einigen Technikern Zweifel angemeldet, ob es nicht auch Unfallszenarien geben könne, bei denen der Halo nicht mehr Sicherheit, sondern weniger biete – etwa bei einem auf dem Kopf liegenden Auto nach einem Überschlag, mit Feuergefahr. Von den immer noch vorhandenen Sichteinschränkungen im „Normalbetrieb“ganz zu schweigen.
Aber nachdem sich die Fahrergewerkschaft GPDA vor ein paar Monaten mit ihrer Forderung nach dem Halo sehr weit aus dem Fenster gelehnt hatte, wagen es nur noch ganz wenige Piloten, sich offen gegen das Teil auszusprechen. Einer von ihnen ist Nico Hülkenberg. Dieser ist nicht Mitglied der GPDA und sagt: „Ein gewisses Restrisiko gehört zum Rennsport dazu – das ist auch ein Teil der Faszination.“
Die FIA hat drei Jahre Arbeit in ihren Halo gesteckt und will die Schutzvorrichtung im nächsten Jahr einführen. Der Halo wäre dann ein Teil des Chassis und soll bei einem Überschlag die zehnfache Belastung des Überrollbügels hinter dem Fahrerkopf aushalten. Die Auswertung von 40 Unfällen hinsichtlich des Risikos habe laut Auskunft der FIA-Technikabteilung ergeben, dass die Fahrer mit dem Halo insgesamt eine um 17 Prozent bessere Überlebenschance hätten. Doch die Teams sind noch nicht überzeugt. Nach der derzeitigen Stimmungslage werden die Vertreter der kommerziellen Rechte und die meisten Rennställe dagegen votieren. Die Ingenieure der Teams plädieren dafür, den Halo noch weiter zu testen und auf jeden Fall noch ein Jahr mit der Einführung zu warten. Die FIA könnte hier zurückstecken.
Chaos-Qualifying
Die Qualifikation für den Grand Prix entwickelte sich zu einer Marathonsitzung mit chaosartigen Szenen. Auf einer sukzessive trockener gewordenen Strecke schnappte WM-Leader Nico Rosberg seinem MercedesTeamkollegen Lewis Hamilton mit seiner finalen Runde die Poleposition weg. Das Qualifying musste wegen Regens und diverser Unfälle viermal unterbrochen werden.