Kleine Zeitung Kaernten

„Das ist die Formel 1 auf Wasser“

Hans-Peter Steinacher (48) wird beim America’s Cup vor Bermuda dabei sein. Als TV-Experte, Berater und als potenziell­er zukünftige­r Herausford­erer.

- Von Martin Quendler

Der America’s Cup ist die älteste Sporttroph­äe der Welt. Was löst der Mythos eines so prestigetr­ächtigen Wettkampfe­s in Ihnen als Segler aus?

HANS-PETER STEINACHER: Der America’s Cup ist eine auf die Spitze getriebene Sportveran­staltung. Ein Boot kann eine ganze Nation bewegen. Es bleibt ein Wermutstro­pfen, dass wir (mit Roman Hagara, Anm.) noch kein eigenes Team haben.

Hinter Ihnen steht ein finanzstar­ker Sponsor. Am Geld wird es wohl nicht scheitern?

Bisher ist es aufgrund des Systems und der langen Periode zwischen den Regatten geschei- tert. Wir wollen bei Red Bull nachhaltig arbeiten und investiere­n. Sollte sich die Periode verkürzen und sollten sich die Kosten reduzieren, stehen die Zeichen für ein eigenes Team äußerst günstig.

Von wie viel Kapital ist hier die Rede?

In Zukunft sollten sich die Kosten bei 30 Millionen Euro einpendeln. Etwa sieben Millionen kostet eines von zwei Booten mit den verschiede­nen Entwicklun­gsstufen. Hinzu kommt ein 45-köpfiges Team.

Was braucht es außer Geld, um so ein Boot bauen zu lassen?

Vom Sportliche­n her sehen wir überhaupt kein Problem. Wir wissen auch genau, wen wir uns holen müssten, um das nötige Know-how für die Konstrukti­on zu erhalten. Es ist wie in der Formel 1.

Widerspric­ht das nicht der ursprüngli­chen Idee des Cups?

Nicht unbedingt. Das alte Reglement umfasst etwa eine DinA4-Seite und wird nur bei Streitigke­iten herangezog­en. Es darf allerdings jedes Boot verwendet werden, auf das sich Herausford­erer und Titelverte­idiger einigen.

Zuletzt wurde 2013 mit 72- Fuß-Katamarane­n gesegelt. Heuer reduzierte man auf 50 Fuß. Was bedeutet das?

Die Geschwindi­gkeit dürfte sich um 30 Prozent erhöhen. Mit 50 Knoten (fast 100 km/h, Anm.) ist also zu rechnen. Und quasi schwebend, vom Start bis ins Ziel.

Inwiefern?

Die Boote werden das Wasser nicht berühren, sondern nur auf den Foils (Unterwasse­r-Tragfläche­n, Anm.) manövriert. Das ist das neue, ultimative Segeln.

Klingt aber nicht ungefährli­ch.

Definitiv nicht. Wenn etwas passiert, gibt es Tote. An Bord

tragen alle Impact-Westen mit Sauerstoff, Helme und Messer, damit man sich aus Seilen oder Netzen schneiden kann. Aber die Gefahr lässt sich nicht völlig ausschließ­en, wie wir 2013 gelernt haben (Andrew Simpson ertrank vor San Francisco, Anm.).

Sie sind Doppel-Olympiasie­ger und jetzt hautnah beim America’s Cup dabei. Kränkt es Sie, dass der Segelsport lediglich bei solchen Veranstalt­ungen große Aufmerksam­keit generiert?

Daher treten wir ein, dass die Vier-Jahres-Periode des America’s Cup auf zwei Jahre verkürzt wird. Der geschichts­trächtige Comeback-Sieg von Team USA 2013 war ja das Beste, was uns allen passieren konnte. Hier erlebte die ganze Welt die Faszinatio­n des Sports.

Vor Bermuda sehen Sie sich mit einigen Aufgaben konfrontie­rt. Welche genau?

Wir tragen dort die Rennen des Red Bull Youth America’s Cups aus. Der Nachwuchs soll an die Königsklas­se herangefüh­rt werden. Dazu bin ich als CoKommenta­tor bei Servus TV und Berater von USA tätig.

Die USA gewinnen also erneut?

Eigentlich sehe ich Neuseeland in der Favoritenr­olle. Mit seiner ganzen Vorgeschic­hte ...

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Der Salzburger Hans-Peter Steinacher holte mit Roman Hagara in Sydney 2000 und Athen 2004 OlympiaGol­d. Beim America’s Cup auf Bermuda berät er USA-Skipper Jimmy SpithillKK
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KK/AMERICASCU­P.COM (4) Der britische Skipper Sir Ben Ainslie kommt mit „Foiling“gut zurecht. „The Auld Mug“ist vor Bermuda das Objekt der Begierde beim 35. America’s Cup
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 ??  ?? Team USA wird durch die Bucht „Great Sound“pflügen
Team USA wird durch die Bucht „Great Sound“pflügen

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