Der Einsatz dieser Schüler ist olympiareif
Vier Schülerinnen und zwei Schüler der Kärntner Tourismusschule sind im „Austria House“in Pyeongchang täglich 14 Stunden im Einsatz.
Für Jetlag haben sie keine Zeit. Denn der Arbeitstag dauert in Südkorea 14 Stunden. „Anstrengend lang, aber lustig“, beschreibt Alina Waizenegger per WhatsApp die Arbeit im „Austria House“in Pyeongchang. „Die Koreaner sind ein lustiges, fleißiges und sehr freundliches Volk.“Sechs „Tourismus-Olympioniken“von der Kärntner Tourismusschule machen derzeit bei den Olympischen Spielen ungekannte Erfahrungen. „Spitzensportler, die man sonst nur im Fernsehen bewundert, können wir hautnah erleben. Wir können mit ihnen Fotos machen“, freut sich Waizenegger. „Jeder berühmte Promi schaut bei uns im ‚Austria House‘ vorbei.“
Joanna Altersberger, Carmela Kassl, Isabella Rauter, Martin Schoitsch und Alexander Tyl besuchen in der KTS Villach die vierte Klasse, haben gute Noten, sind 18 Jahre alt und konnten sich ebenso wie Kolleg-Studentin Alina Waizenegger (19) in einem hausinternen Casting für das Praktikum im „Austria House“qualifizieren. Die sechs, die von Kochlehrer Heinrich Strasser begleitet wurden, müs- sen im sogenannten „Ö-Haus“, wo 110 Mitarbeiter auf 1200 Quadratmetern prominente Gäste und Athleten versorgen, kräftig anpacken. Sowohl in der Küche, wo von Seidl Catering aus Vorarlberg anderthalb Tonnen Fleisch und Speck sowie zwei Tonnen Käse aus Österreich verarbeitet werden, als auch im Service und an der Bar, die mit 3600 Flaschen Wein und 1700 Flaschen Sekt bestückt wurde. Bis zur Eröffnung am Donnerstag musste das Ö-Haus auf Vordermann gebracht werden. „Jetzt arbeiten wir entweder im Service in der Gala Hall oder in der Küche an der Abwasch“, schrieb Martin Schoitsch aus Förolach am Pressegger See, der schon als Kind Kochen zu seinen Hobbys zählte, in einem knappen Statement aus Pyeongchang. Die Außentemperaturen von minus 20 Grad hätten sich im „angenehmen Minusbereich“eingependelt, Mitarbeiter und Kollegen seien „supernett“.
Eine Medaillenfeier live miterleben zu können, wünscht sich KAC-Fan Joanna Altersberger aus Patergassen, die drei Jahre selbst Eishockey gespielt hat und auch gerne Ski fährt. Im Bewusstsein, dass ihr nach der Ausbildung in der KTS viele Türen offen stehen, möchte die Tochter einer Restaurantmanagerin, für die ihre Großeltern eine wichtige Rolle spielen, im Zuge dieses Praktikums viele neue Kontakte knüpfen und neue Kulturen kennenlernen. Das dürfte in Erfüllung gehen, ist das „Austria House“doch beliebter Treffpunkt der Prominenz aus Sport und Wirtschaft.
Diese Erfahrung kann uns niemand nehmen, wir werden sehr davon profitieren“, ist Bergfex Schoitsch, der letztes Jahr auch den Großglockner bezwungen hat und regelmäßig an Laufbewerben teilnimmt, überzeugt. Er möchte nach vielen Erfahrungen, die er auf der ganzen Welt sammeln möchte, wieder
ins Gailtal zurückkehren, wo er in Vereinen wie der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist.
Auf die spannende Abwechslung hat sich Isabella Rauter, die schon früh in den Hotels ihrer beiden Großtanten „Tourismusluft“schnuppern konnte, lange gefreut. Die Hobby-Fotografin, die gerne tanzt und Zeit mit ihren Freunden verbringt, möchte nach der Schule die weite Welt erkunden und im Marketing oder Management Fuß fassen.
Interessante Gespräche und unvergessliche Eindrücke erwartet sich der Veldener Alexander Tyl, der seine Affinität zu Kulinarik und guten Weinen seinen Eltern verdankt, mit denen er Friaul auf der Suche nach neuen Trattorien und Winzern erkundet. Sein Wunsch, in einer „lässigen Weinbar“zu arbeiten, könnte in Pyeongchang in Erfüllung gehen.
Für die Klagenfurter Leseratte Carmela Kassl, die auch Lexika verschlingt und Reisen und Fremdsprachen liebt, ist das Praktikum im Ö-Haus vielleicht eine Gelegenheit, ihr Talent beim Zubereiten von Zwiebelrostbraten, Kroketten und Kaiserschmarren unter Beweis zu stellen. „Ich mag Herausforderungen“, sagt die Schülerin der HotelmanagementKlasse, die gerne organisiert und die Welt kennenlernen will.
Skilehrerin Alina Waizenegger, die eine höhere Position in Hotellerie oder Eventmanagement anstrebt, wartet sehnlich auf eine Goldmedaillen-Feier der Österreicher. Auch sie möchte interessante Menschen kennenlernen. Die Tochter eines Küchenchefs und einer Hotelfachfrau, die ihre Familie als Kraftquelle nennt und für das stets „offene Ohr“dankbar ist, hat keine Angst, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. „Ich denke, wir haben alles im Griff “, ist sie überzeugt.
„Mein Wunsch ist es, am Ende des Lebens zurückzuschauen und jede Chance genutzt zu haben“, sagte Isabella Rauter vor der Abreise. Die Tourismus-Olympioniken sind auf dem
besten Weg dazu.